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Blackfield Festival

Gelsenkirchen, Amphitheater
20.06.2009/ 21.06.2009

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Peter Spilles
Gemächlich schiebt sich das riesige Containerschiff direkt hinter der Bühne vorbei. Seichte Wellen schlagen ans Ufer des Rhein-Herne-Kanals. Hören können dies die etwa 6.000 Besucher des Blackfield-Festivals nicht. Wollen sie aber auch nicht. Schließlich schlagen ihnen gerade die Bässe einer der erfolgreichsten Bands der schwarzen Szene entgegen: VNV Nation. Sänger Ronan Harris jagt im Laufschritt von links nach rechts und von rechts nach links über die Bühne, stachelt die Fans immer wieder mit Worten an und ist selbst ziemlich überwältigt von dem Bild, das sich ihm bietet. Nicht nur unten, direkt vor der Bühne tanzen die Festivalbesucher. Auch auf den Rängen reißen die größtenteils schwarz angezogenen Menschen die Arme in die Höhe und bewegen sich zur harten, lauten, elektronischen Beats.
Auch der Kapitän, der von seiner Schiffsbrücke den besten Blick auf das Amphitheater hat, kann kaum glauben, was er sieht. Mit so viel Lebenslust und Energie hätte er bei einem Festival der schwarzen Szene niemals gerechnet. Den Fußgängern und Radfahrern, die auf der anderen Seite des Kanals unterwegs sind, geht es genauso. Sie bleiben stehen, schauen sich das Spektakel aus sicherer Entfernung an, bevor sie ihren Weg fortsetzen. Manche Zaungäste bleiben - sie packen Picknickdecken aus und machen es sich, trotz Regenschauer, am Ufer gemütlich. Sie erleben am Samstag neben Kloq, Staubkind, Destroid, Fetisch:Mensch und End Of Green mit Rotersand den ersten Höhepunkt des Tages. Eine Mischung aus Electro, Techno und Pop heizt den Zuschauern ein, die sich gerne in die Mitte des Theaters wagen, um zu tanzen.

Merklich ruhiger wird es schließlich bei Zeraphine - Sven Friedrich, der ehemalige Frontmann der Dreadful Shadows, steht für Melancholie. Eine wunderbare Band zum Entspannen und um Kraft zu tanken für den nächsten hochkarätigen Act: Project Pitchfork. Die Band um Peter Spilles lieferte eine gute Mischung aus den zehn Alben und EPs, die die Band im vergangenen Jahrzehnt veröffentlicht hat. Peter Spilles, weiß und blau geschminkt, beugt sich tief zum Publikum über den Graben runter, feuert die Tänzer in den ersten Reihen an. Dann, nach einer Stunde, feuern die Musiker ihren wohl bekanntesten Hit ab. "Timekiller", mit ungewöhnlich harten Bässen, animiert die Fans noch einmal die letzten Reserven rauszuholen. Während die einen meckerten, weil auf Project Pitchfork die Gothrocker von Diary Of Dreams folgen - freuen sich die anderen über die Verschnaufpause bis zum Auftritt von VNV Nation.

"Gelsenkirchen, seid ihr schon wach?" Wieder steht ein geschminkter Peter Spilles auf der Bühne, mittlerweile ist es Sonntagmittag. Die Sonne brennt mit einer Intensität, die viele in den Schatten oder unter schwarze Schirme fliehen lässt. Doch einige scheinen von Auftritten des Project Pitchfork Mastermindes nicht genug bekommen zu können. Sie stehen schon mittags mit in den Himmel gerichteten Armen vor der Bühne, lassen sich von heftigen Beats und Bässen kräftig durchschütteln. Ab und an schmunzeln einige der Zuhörer ob der ungewöhnlichen Texte, die sich Peter Spilles zu einem Sound einfallen lässt, der stark an seine Hauptband Project Pitchfork erinnert.

Wer sich nun auf einen wunderbaren Festivalauftritt der Mittelalterband Faun freut, wird sehr enttäuscht. Der Sound ist miserabel, die Stimme von Sandra Elflein wahrscheinlich nicht eingesungen - einfach zum Davonlaufen... Die "Egil Saga", ein wunderschönes Stück mit einem alt-isländischen Text, kann nur von einigen Zuschauern entspannt genossen werden. Andere suchen das Weite - und gönnen sich einen Bummel entlang der zahlreichen Verkaufsständen.

Gewöhnungsbedürftig auch die monotone Stimme von Felix Marc: Der Sänger, der zusammen mit Vasi Vallis (NamNamBulu, VNV Nation live) das Duo Frozen Plasma stellt, weiß jedoch die Zuhörer zu begeistern. Sie tanzen, springen in den ersten Reihen und fordern nach einem gelungenen Auftritt noch mehr: "Warmongers", "Irony", "Tanz die Revolution" machen einfach Lust auf eine Zugabe - bleibt zu hoffen, dass die beiden Kreativen bald mal wieder auf Tour gehen werden.

Letzte Instanz haben nunmehr nur 40 Minuten Zeit, um das Publikum von ihrer vielfältigen Musik zu überzeugen. Ist es Rock? Folk? Oder Gothic? Industrial? Von allem etwas? Mit "Tanz" fordert Sänger Holly die Festival-Besucher zum Springen auf. Und nicht wenige folgen dem Beispiel des Sängers und des Violinisten M. Stolz. Doch das große Tanzgewitter wird jedoch erst bei der nächsten Band über das Blackfield hereinbrechen - ausgelöst durch eine Band, mit der niemand in dieser Art gerechnet hat.

Nach einem viel zu langen Soundcheck legen IAMX, die Band um Sneaker Pimps-Mastermind und Paradiesvogel Chris Corner, mit solch einer brachialen Gewalt los, dass die Zuschauer vor der Bühne mehr getanzt werden, als das sie tanzen. Wem vom heftigen Bass nicht übel wird, sieht eine glamouröse Popshow der Extraklasse. Die Klassiker der Band, wie "Nightlife" und "Kiss & Swallow", werden live in ein völlig neues und viel härteres Gewand gepackt, als es die meisten Besucher im Vorfeld vermutet haben. Auch wenn IAMX auf dem Blackfield den wahrscheinlich kürztesten Auftritt ihrer Karriere absolvieren, sind sie für viele die Live-Überraschung schlechthin. Und obwohl nur ein weiterer Termin in Deutschland auf der Homepage zu finden ist (M'era Luna Festival / Hildesheim) darf schon mal verraten werden, dass eine Tour für Oktober geplant ist.

Auf die nächste Band freuen sich besonders die in bunten Neonfarben bekleideten Cybergothics, die sich bei den ersten Takten von "Bind, Torture And Kill" rechts von der Bühne auf den Stufen positionieren. Als Johan von Roy, der Suicide Commando schon 1986 ins Leben rief, auf die Bühne kommt, verwischen die Neonfarben durch die schnellen Bewegungen der Tänzer. Doch auch den Besuchern im Rest des Amphitheaters fällt das Stillsitzen- oder –stehen schwer. Die Texte schockieren, rauben die Luft zum Atmen, Gefühle brechen sich eine Bahn und werden positiv in Energie zum Tanzen umgesetzt. Kein Wunder, dass es das Electronic-Trio aus Bristol, Mesh, danach nicht einfach hat, die Massen in Bewegung zu halten.

Den Abschluss des Festivals bildeten die Norweger von Apoptygma Berzerk, die wie gewöhnlich ihren Sound zwischen Elektro und Rock ausbalancieren und die deutschen Düsterrocker ASP. Diese setzten mit ihrer Feuershow das Amphitheater noch einmal so richtig unter Strom. 2005 brachten ASP bei Bochum Total die vorbeiströmende Menge zum Stillstand und feierten schließlich mit rund 10.000 Besuchern. Auch in Gelsenkirchen vermochten sie ihr Publikum in ihren Bann zu ziehen.

Lobend erwähnt werden sollte nicht nur die gute und stimmige Bandauswahl, sondern auch die überaus freundliche Security, die Vielfalt beim Essen und das schöne Ambiente der Location. Aber auch Kritik gab es zu hören: So sollen die Getränke viel zu teuer gewesen sein. Vielleicht ja auch, um den Andrang bei den total überlasteten Toiletten einzudämmen.

2010 wird es weitergehen mit dem Blackfield - und die ersten Band steht schon fest: Oomph! werden am 12./13.6.2010 in Gelsenkirchen zu Gast sein.

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Surfempfehlung:
www.blackfield-festival.de
Text: -Esther Mai-
Foto: -Esther Mai-


 
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