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Konzert-Bericht
 
Von Jasagern und Drachen

Yeasayer
Dragons Of Zynth

Köln, Gebäude 9
25.02.2008

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Yeasayer
Wenn es nach dem Licht-Designer des Gebäude 9 ging, war das Thema des Abends die Psychedelia als solche. Jedenfalls bediente er die umfangreiche Lichtanlage des Clubs stark bewussteinserweiternd - und nicht unbedingt bezogen auf die Musik. Da blieb dann so einiges im Dunkeln. Zum Glück passte dieser Ansatz auch teilweise auf das, was die beiden Acts des Abends - Yeasayer aus Brooklyn und besonders die befreundeten Dragons Of Zynth - so zu bieten hatten. Die Dragons sind ein um eine stoische, japanische Tour-Bassistin erweitertes Trio, das sich musikalisch nicht so recht entscheiden kann, wo die Reise hingehen soll. Das hat aber auch alles seinen Reiz, denn so ersparten sich Aku-Vox, Akwetey und Bizza die ansonsten notwendigen Vergleiche mit Living Colour oder Rage Against The Machine.
Zwar gab es hier viel urbane Energie zu vermelden - jedoch wenig Struktur. Stattdessen spielte man miteinander und umeinander herum - fast Jam-Session-artig und mit eigenartigen Versatzstücken versehen - wie z.B. Akweteys Fistel-Gesang oder dem merkwürdig neben dem Song liegenden, polternde Drumkit Bizzas. Selten gab es wohl schwarze Bands mit einer derartig eigenartigen Betonung des Rhythmusgedankens. Letztlich aber, und das sollte ja im Rahmen eines Live-Konzertes auch zählen - hatte man als Zuhörer den Eindruck, einer Art kurzweiligen, musikalischen Entwicklungsprozesses beizuwohnen.

Ähnlich ist das auch bei den Headlinern des Abends, Yeasayer - die wie die Dragons aus Brooklyn kommen. Das Quartett überraschte ja gerade mit der Veröffentlichung des enorm eigenständigen Album-Debüts "All Hour Cymbals". Der Erwartungsdruck, der sich - alleine aufgrund der Darbietungen auf der Scheibe - an eine Live-Darbietung richtete, war groß. Zunächst mal gab es Probleme mit der Stromversorgung bei der Verkabelung der zahlreichen Keyboards und Effektgeräte. Nachdem diese behoben waren, gingen Anand Wilder, Chris Keating, Ira Wolf Tuton und Luke Fasano erwartungsgemäß unkonventionell zu Werke. Auf ihrer MySpace-Website haben Yeasayer die Beatles als Inspirationsquelle angeführt. In dem Sinne, dass hiermit eine Anything-Goes-Mentalität gemeint sein wird, ist das auch nachvollziehbar. Yeasayer schafften es jedenfalls, die ganze (noch überschaubar lange) Show über vollkommen ohne irgendein bekanntes Rock-Klischee auszukommen. Das bedeutet nicht, dass sie all das, was sie tun, selber erfunden haben, sondern dass sie sich Mühe geben, das vorhandene Instrumentarium möglichst originell und spannend zu nutzen. Das gilt sowohl für die Instrumentierung - es gab eine gesunde Mischung von Gitarrensounds und verschiedensten Synthie-Spielereien - die eigenwillig treibende Rhythmik, das Melodie- und Harmoniegefüge und vor allen Dingen den faszinierend durchdringenden, gestaffelten, vierstimmigen Harmoniegesang - der so gar nichts mit songwriterischer Folkeseligkeit zu tun hat. Eher schon mit Prog-Rock, Gospel oder Weltmusik. Am ehesten erinnerte das, was Yeasayer auf der Bühne machen, an afrikanischer Musik - allerdings nur als Ausgangspunkt, denn die phantasievollen Zutaten - von Hip-Hop-Elementen über Drum'n'Bass Spielereien, arabisch anmutenden Arabesken bis hin zu klassischen Schweinerock-Gitarrensoli hatten rein gar nichts mit traditioneller Ethno-Mucke zu tun. Wohl aber gab es tranceartige Vibes, wobei sich die Musikanten zuweilen regelrecht in eine Art Ekstase steigerten. Allerdings sehr kontrolliert - und im Vergleich zur Scheibe eher kurz.

Die meisten Tracks waren als solche gar nicht zu erkennen. Vielmehr schienen sich einzelne Fragmente zu einem einzigen, langen Flow miteinander zu verbinden, aus denen einzelne Höhepunkte - "2080" etwa - als Leuchtmarken herausragten. Yeasayer outeten sich hier als moderne Hippies an der Grenze zum Delirium. Schade eigentlich nur, dass sie so gar nicht mit dem Publikum kommunizierten, sondern - zugegeben enorm intensiv - fast autistisch vor sich hinwerkelten. Allerdings: Solche Autisten lässt man sich dann doch gerne gefallen. Dieses Konzert wird sicherlich als Highlight in die Jahresbilanz eingehen. Und: Für Weiterentwicklungen jeder Art scheint es keinerlei Grenzen zu geben. Yeasayer sind definitiv eine Band mit Zukunft!

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Surfempfehlung:
www.myspace.com/yeasayer
www.yeasayer.net
www.myspace.com/dragonsofzynth
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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