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The New Pornographers
Er France

Köln, Gebäude 9
25.11.2007

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The New Pornographers
Der Nachteil an so genannten Supergroups, deren Mitglieder in zahlreiche Projekte verwickelt sind und auch solo durchaus erfolgreich unterwegs sind, ist wohl, dass man bei einer Tour nie wirklich weiß, in welcher Besetzung die Band auftreten wird. Obwohl Neko Case und Dan Bejar ihren Beitrag zum neuen Album der New Pornographers "Challengers" geleistet haben, sind sie an diesem Abend – wie zu erwarten war – im Gebäude 9 nicht vor Ort. Die Band um Frontmann Carl Newman ist trotzdem zu sechst erschienen. So wirkt die Bühne dann auch fast belebter als der Raum davor. Als die kanadische Band vor zwei Jahren im Vorprogramm von Maximo Park zu sehen war, war der Aufschrei unter einigen Fans groß, die ankündigten, der Veranstaltung auf Grund der angeblich unpassenden Kombination lieber fernzubleiben. Nun hat man die Chance, die New Pornographers als Headliner zu erleben, trotzdem sind nur etwa 100 Leute anwesend, darunter ungewöhnlich viele Amerikaner.
Obwohl es vorher nirgendwo angekündigt wurde, muss es auch an diesem Abend scheinbar doch die obligatorische lokale Vorband geben. Denn Er France kommen, auch wenn sie alles tun, um dies zu vertuschen, eben nicht aus Frankreich, sondern nur aus dem benachbarten Düsseldorf. Die Musik des Duos um Sängerin Isabelle Frommer und Gitarrist André Tebbe, die live von drei weiteren Musikern unterstützt wurden, ist durchaus passend im Vorprogramm der New Pornographers, und auch die Tatsache, dass spielend mitten im Lied zwischen drei Sprachen hin- und hergewechselt wird, spricht für Er France. Weniger schön sind dagegen sind sie pseudointellektuelle Bilderbuchweisheiten à la "Der kleine Emil versteckt sich gerne, auch wenn er nicht gesucht wird" und "Der kleine Pierre ist ein Philosoph, der von seiner Badewanne aus eine Revolution startet", die Sängerin Isabelle zwischen den Liedern mit französischem Akzent vorträgt. Und dass man bei einem Konzert an einem Sonntagabend, bei dem ein großer Teil der Besucher schon im berufstätigen Alter ist, als Vorband erst spät die Bühne betritt und dann ein mit 11 Liedern volles Set spielt, das außer einer Handvoll mitgebrachter Freunde nicht allzu viele Leute zu interessieren scheint, muss auch nicht wirklich sein.

So ist es dann auch schon kurz vor halb elf, als die New Pornographers endlich die Bühne betreten. Mit "All The Things That Go To Make Heaven And Earth" beginnen sie mit dem Stück der neuen Platte, das am meisten an die frühen Lieder der Band erinnert und somit ziemlich typisch ist: Ein großes Aufgebot an Keyboards, hymnische Refrains und zweistimmiger Gesang. In Abwesenheit von Dan und Neko teilen sich auf dieser Tour also Carl Newman und seine Nichte Kathryn Calder die Gesangsparts. Letztere gehört seit zwei Alben zum festen Line-Up der Band, und singt nicht nur, sondern spielt dabei auch Keyboard und Akkordeon, und ist bei all dem so bezaubernd, dass man als Zuschauer überhaupt nicht auf die Idee käme, etwas zu vermissen. Am meisten Spaß scheint allerdings eindeutig Schlagzeuger Kurt Dahle zu haben, der nicht nur ständig Grimassen schneidet und mit seinen Drumsticks Kunststücke vollführt, sondern auch souverän zum Bierholen hinter der Bühne verschwindet, als der Rest der Band bereits spielt, um sekundengenau zu seinem Einsatz wieder hinter dem Schlagzeug zu sitzen. Frontmann Carl wirkt dagegen etwas zurückhaltender, und überlässt das Bedanken lieber seiner Nichte.

Die New Pornographers haben so viele Hits, dass sie eigentlich nichts falsch machen können. Wie erwartet ist die Setlist gelungen, es werden unter anderem die Titelstücke von allen vier Alben zum Besten gegeben. Natürlich liegt der Fokus bei den Liedern der letzten drei Jahre, aber auch einige alte Klassiker dürfen nicht fehlen. Unvermeidbar sind im Moment scheinbar auch technische Probleme bei Konzerten im Gebäude 9. Heute Abend trifft es ausgerechnet während "Sing Me Spanish Techno", bei dem der andere Keyboarder gerade Mundharmonika spielt, das Instrument von Kathryn, das noch ein letztes verstörendes Geräusch von sich gibt, bevor es erst einmal streikt. So gibt es eines der besten Stücke der Band in einer doch eher gewöhnungsbedürftigen, tasteninstrumentfreien Version zu hören. Obwohl die Probleme noch während des Liedes behoben werden, ist Kathryn wohl froh, als das Konzert vorbei ist. Nach "The Bleeding Heart Show", das des Öfteren das reguläre Set beendet, verlässt sie ziemlich schnell die Bühne, während die anderen Bandmitglieder noch stehen bleiben. Carl erläutert, dass die New Pornographers am nächsten Tag für eine Session im französischen Radio eine Coverversion spielen muss, und somit wird das Publikum, nachdem alle wieder vollständig auf der Bühne versammelt sind, Zeuge der Generalprobe. Dass eine Band mit so vielen eigenen guten Liedern, die noch nicht zum Einsatz gekommen sind, die Zeit ausgerechnet mit einer Coverversion von ELO's "Don't Bring Me Down" verbringt, ist eigentlich Verschwendung, unter diesen Umständen sei es ihnen aber natürlich verziehen.

Als Zugabe fordern einige Zuschauer Lieder, für die die nicht anwesenden Bandmitglieder zuständig wären. "There's a reason why we can't play those songs", erklärt ein leicht irritierter Carl Newman, verspricht aber, dass das Publikum beim letzten Lied trotzdem auf seine Kosten kommen wird. Damit soll er natürlich Recht behalten, "The Slow Descent Into Alcoholism" vom Debütalbum "Mass Romantic" wird noch einmal begeistert aufgenommen und ist somit ein gelungner Abschluss für diesen Abend.

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Surfempfehlung:
www.thenewpornographers.com
en.wikipedia.org/wiki/The_New_Pornographers
www.myspace.com/thenewpornographers
radio3.cbc.ca/bands/New-Pornographers
www.erfrance.de
www.myspace.com/erfrance
Text: -Christina Ocklenburg-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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