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Besser geht's nicht

Shawn Colvin

Köln, Prime Club
02.12.2006
Shawn Colvin
Als begeisterungsfähiger Musikfan mag man des Öfteren von einem Konzert nach Hause gehen und denken: Etwas Besseres habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Selten allerdings war dieses Gefühl so berechtigt wie nach dem ersten Deutschlandauftritt von Shawn Colvin seit vielen, vielen Jahren. Mit minimalem Aufwand erzielte die inzwischen 51-jährige Folk-Gigantin aus Austin, Texas, bei ihrem Gastspiel in Köln maximale Wirkung.
Shawn Colvin
Man muss sich das einmal vorstellen: Da steht - vor vielleicht 200 Menschen - eine Künstlerin auf der Bühne, die bisher für neun Grammys nominiert war (und dreimal gewann), und spielt weder ihren zweifach mit der begehrten Trophäe ausgezeichneten Hit "Sunny Came Home" noch ihr traditionelles Schlussstück, Bob Dylans "You're Gonna Make Me Lonesome When You Go", und trotzdem kann man im Prime Club fast zwei Stunden lang eine Stecknadel fallen hören, weil das Publikum Shawn so ergriffen und still lauscht.

Der Grund dafür ist einfach: Shawn mag recht unscheinbar auf einem Barhocker sitzen und außer ihrer Akustikgitarre keine Begleiter auf der Bühne haben, aber zumindest in der Summe von musikalischem Können - stimmlich wie instrumental -, persönlicher Ausstrahlung und wunderbaren Songs ist die Amerikanerin wahrlich nur schwer zu übertreffen. Schon die Auswahl des ersten ist ein kleiner Geniestreich: Nachdem sie fast auf der gesamten Europatournee mit dem Bee Gees-Song "Words" eröffnet hat, beginnt sie in der Domstadt mit "Even Here We Are" und unterstreicht mit ihrer zauberhaften Version der großartigen Paul Westerberg-Nummer gleich zu Beginn: Hier geht es nicht darum, Shawn als Songwriterin abzufeiern, es geht um die Songs.

Oder, wie sich nach ein paar Titeln ihres neuen Albums "These Four Walls" herausstellt, auch um die Fans: Nachdem Shawn die Promotion für das neue Werk aus dem Weg geräumt hat und mit herrlichen Oldies wie "Shotgun Down The Avalache" oder "Polaroids" die Menschen vor der Bühne früh in Ekstase versetzt hat, fragt sie doch tatsächlich nach Songwünschen des Publikums und bestreitet den Rest der Show praktisch mit Liedern auf Zuruf. So kommen dann bekannte Fan-Favorites wie "You And The Mona Lisa" oder "Wichita Skyline" zum Zuge, aber auch das wirklich unglaublich lange nicht mehr gespielte "The Dead Of The Night" ist dabei. Ähnlich perfekt vorgetragen übrigens wie alle anderen Nummern, nur, um die richtigen Akkorde zu finden, braucht sie vorab etwas länger. Dass die gewünschten Titel fast ausschließlich Stücke ihrer Frühphase sind, bestätigt zwar gängige "Früher war eh alles besser"-Klischees, verschleiert aber etwas die Tatsache, dass die drei letzten Alben der Texanerin mindestens ebenbürtig, wenn nicht ob einer größeren musikalischen Reife vielleicht sogar besser sind. In Köln kommen die Songs aus "A Few Small Repairs", "Whole New You" und dem aktuellen Album - leider! - etwas zu kurz.

Shawn Colvin
Nach mehr als anderthalb Stunden verabschiedet sich Shawn artig ("Danke, dass ihr gestanden habt - ich hätte das nicht machen wollen!") vom Kölner Publikum und spielt einen weiteren frühen Klassiker, "Ricochet In Time", als letzte reguläre Nummer, um dann die Zugabe ausschließlich mit Coverversionen zu bestreiten. Zuerst macht sie aus dem im Original etwas zu esoterisch geratenen "Private Universe" einen für ihre Verhältnisse fast ungewohnt druckvollen Uptempo-Song, der beweist, dass das Lied zu Neil Finns besten gehört, verwandelt "Crazy" von Gnarls Barkley (!) in einen lupenreinen Folksong und verabschiedet sich mit der inzwischen fast zu einem Traditional mutierten, von Glen Campbell einst im Original gesungenen und von Amy Grant erfolgreich adaptierten Jimmy Webb-Nummer "If These Walls Could Talk".

Die anschließende Disco, die natürlich pünktlich beginnen musste, verhinderte weitere Zugaben, aber auch so war das gesamte Publikum im Folk-Music-Himmel. Bleibt zu hoffen, dass Shawn wenigstens ein klein wenig Freude an diesem hinreißenden Deutschland-Gastspiel hatte und ihre Fans nicht wieder jahrelang auf ihre Rückkehr warten lässt.

Surfempfehlung:
www.shawncolvin.com
www.myspace.com/shawncolvinmusic
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
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