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Konzert-Bericht
 
Es geht um die Musik

Kante
Sport

Essen, PACT Zollverein
10.09.2006

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Kante
Sucht man dieses Jahr nach den besten deutsch(sprachig)en Platten, führt kein Weg vorbei an Kantes "Die Tiere sind unruhig" und "Aufstieg und Fall der Gruppe Sport" von eben jener Gruppe Sport. Was für ein Glücksfall also, dass die Bands - nicht zuletzt ob ihrer personellen Verflechtungen - derzeit gemeinsam auf Tournee sind. Der Auftritt in Essen litt zwar ein wenig unter der ungeeigneten Location, war aber trotzdem einfach nur großartig. Selten haben wir in der letzten Zeit ein Rock-Konzert gesehen, das so sehr auf die Musik ausgerichtet war. Doch der Reihe nach.
Den Anfang machten also Sport. Die brauchten zwar ein wenig Zeit, um sich warm zu spielen, aber spätestens mit "Lass die Sirenen singen" stellte das unscheinbare Trio dann seine Sonderklasse unter Beweis und wurde gut, besser, grandios. Denn bei Songs wie "Ein Ende" oder "Morgen sind wir raus" kam dann endlich die leidenschaftliche Spielfreude zum Vorschein, die das schwer zu kategorisierende, aber auch schwer zum empfehlende neue Album so außergewöhnlich macht. Eine große Show brauchten die drei dazu ebenso wenig wie ausladende Ansagen. Eine Konzentration aufs Wesentliche, die hier nicht nur Sinn machte, sondern glänzend funktionierte. Ein Auftritt, der schwer in die richtigen Worte zu fassen ist - was ausdrücklich als Kompliment gemeint ist.

Mit den Musikern der Gruppe Sport in veränderter Position (als Leadgitarrist, Gitarrenroadie und Devotionalienhändler) gingen dann Kante an den Start. Und die bewiesen gleich zu Beginn, dass auch sie wegen der Musik gekommen waren. In dunkelblaues Licht getaucht, fast schon im Stile einer improvisierenden Jazzband dicht beieinander stehend, zelebrierten die Hamburger gleich zu Beginn "Moon, Stars And Planes", eine der schönsten Nummern ihres letzten Albums "Zombi". Die sanften Töne des Openers waren dabei allerdings keinesfalls Programm für den Rest des Abends. Über weite Strecken des fast zweistündigen Auftritts rockten Kante nämlich lauter, härter und intensiver als je zuvor.

Lange Zeit konzentriert auf die neuen Songs von "Die Tiere sind unruhig", bot sich das allerdings auch an. Und das Publikum zeigte sich begeistert - keine Selbstverständlichkeit, wenn einem die Band auf der Bühne nicht nur neue Songs (bis auf "Ducks And Daws" gab's die neue Platte komplett zu hören), sondern auch gleich noch einen neuen Sound "verkaufen" will. Zwischendurch war Peter Thiessen sogar zum Scherzen aufgelegt, als er die Leute, die sich nicht um die winzige Bühne drängten, sondern es vorgezogen hatten, auf der riesigen Tribüne in der alten Zechenhalle Platz zu nehmen, bat, mit den Juwelen zu rasseln. John Lennon lässt grüßen, auch wenn PACT Zollverein sicherlich nicht mit dem Londoner Prince of Wales Theatre zu vergleichen ist.

Die zentrale Nummer des Hauptsets war allerdings ein altes Stück: "Ich kann die Hand vor meinen Augen nicht mehr sehen" entpuppte sich an diesem Abend als würdiges Pendant zu Sonic Youths "The Diamond Sea", als es im Mittelteil in eine mehrminütige Feedbackorgie abtauchte, bei der Thiessen an seinen Effektgeräten schraubte, Gitarrist Felix Müller seine Gitarre kopfüber aufheulen ließ und Bassist Florian Dürrmann sein Arbeitsgerät wie eine Trophäe gen Hallendach reckte, nur um dann am Ende auf geradezu wundersame Weise wieder zu seinem lieblichen Popsound zurückzukehren.

Und dann: "Die Summe der einzelnen Teile" - gibt es eigentlich einen besseren deutschen Song in den letzten Jahren? Nach der unglaublich intensiven (und lauten und schnellen) Version in Essen ist man geneigt zu sagen: Nein! Jede andere Band wäre nach diesem Crescendo vermutlich von der Bühne gegangen, Kante allerdings beschlossen ihr Programm, wie sie es begonnen hatten: leichtfüßig, mit "Warmen Abend".

Klar, dass danach eine Zugabe hermusste, für die sich Thiessen auch charmant entschuldigte, bzw. sich beim Publikum artig dafür bedankte, dass es diese Rockstarallüren ohne zu murren akzeptiert hatte. Als Belohnung gab's zuerst die Mitmachnummer "Die größte Party aller Zeiten", bei der Kante bekanntlich das jüngste Gericht verpassen, weil die Wegbeschreibung scheiße war, danach eine kleine Morrissey-Hommage bei "Toursime" und eine sensationelle Rocknummer zum Schluss: "French Disko" von Stereolab! Als Rausschmeißer dann noch das balladeske "Die Hitze dauert an", das nach einem wirklich tollen Konzerterlebnis nur noch einen Wunsch offen ließ: Ein Kante-Livealbum von dieser Tour, das wär's!

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Surfempfehlung:
www.kantemusik.de
www.myspace.com/kantemusik
www.diegruppesport.de
www.myspace.com/diegruppesport
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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