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30 und kein bisschen leise

Buzzcocks

Bochum, Zwischenfall
21.04.2006

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Buzzcocks
Warum überhaupt noch viele Worte über die Buzzcocks verlieren, die Band selbst tut es auf der Bühne ja auch nicht. Nach einem knappen "N'Abend" geht es direkt mit maximaler Power, Geschwindigkeit und Lautstärke los, und rund 75 Minuten und genau zwei Dutzend Songs später konnte man in der Gewissheit nach Hause gehen, nicht nur eine der legendärsten Punkbands aller Zeiten, die zudem diesen Sommer ihr 30-jähriges Dienstjubiläum feiert, auf der Bühne gesehen zu haben, sondern auch praktisch ausschließlich Hits gehört zu haben.
"Dieses neue Werk klingt, als sei 1977 gestern gewesen", hatte der Kollege Maurer richtigerweise an dieser Stelle über das aktuelle Album "Flat-Pack Philosophie" geschrieben, trotzdem war die Setlist in Bochum erstaunlicherweise strikt geteilt: Eröffnet wurde der Abend mit sieben neuen Songs, die allerdings allesamt so catchy waren, dass sogar Tote sie hätten mitsingen können, bevor dann mit dem Classic "I Don't Mind" zu den alten Heulern übergeleitet wurde. Und die waren alle vertreten und klangen genauso knackig wie am ersten Tag: "Harmony In My Head", "Fiction Romance", "Why Can't I Touch It" und "Autonomy" standen schon früh am Abend auf dem Programm. Dazwischen, auch in Vorbereitung auf die Jubiläumsshows, die die Band in der zweiten Jahreshälfte absolvieren will, gab's auch vereinzelte Ausflüge zu etwas weniger bekannten Stücken à la "Totally From The Heart" (von der 1996er LP "All Set"), bevor es dann nach dem wahrlich schon fulminanten Trio "What Do I Get", "Love You More" und "Fast Cars" als letzte Nummer den unsterblichen Übersong "Ever Fallen In Love" zu hören gab.

Wen stört es da, dass Pete Shelley klein und übergewichtig, unscheinbar gekleidet und mit sichtbar weniger Haupthaar als früher ausgestattet ist - in solchen Momenten war und ist er einfach der Allergrößte. Das Getümmel vor der niedrigen Bühne bestätigte das. Während Shelley den Dichter und Denker gab, sorgte Steve Diggle für das Entertainment mit humoresker Note. Will meinen? Der Mann sah nicht nur ein bisschen so aus wie Ron Wood, er gab sich auch so. Tony Barber und Phil Barker dagegen beschränkten sich darauf, an Bass und Schlagzeug den Rhythmus zusammenzuhalten und ansonsten möglichst wenig aufzufallen, während die vier bei den Zugaben - interessanterweise brachten die Roadies nach dem Mainset frische Zettel auf die Bühne, auf denen ausschließlich die restlichen Nummern gelistet waren - durch Kracher à la "Noise Annoys", "Promises", "Orgasm Addict" und "Boredom" stürmten. Als heimliches Highlight der Veranstaltung entpuppte sich übrigens ein Song, der nicht auf "Singles Going Steady" zu finden ist: "Sick City Sometimes", Diggles Beitrag zum selbstbetitelten 2003er Album, der bewies, dass hier längst nicht nur die Nummern aus den 70ern glänzten. Also doch: It's STILL a buzz, cock!

NACHGEHAKT BEI: BUZZCOCKS

Im Vorfeld des Konzerts hatte Gaesteliste.de die Möglichkeit, einige kurze Fragen an Pete Shelley zu richten.

GL.de: Wie kam denn die Reihenfolge der Setlist zustande?

Pete Shelley: Tony [Barber], der ja auch unsere Platten produziert, stellt die Setlist zusammen. Er hat ein Gespür für die richtige Zusammenstellung und weiß genau, welcher Song am besten zum nächsten passt. Nach drei, vier Shows wissen wir dann, ob wir vielleicht noch ein paar Kleinigkeiten verbessern müssen, aber sobald wir dann automatisch wissen, welcher Song als nächster drankommt, kommt alles richtig ins Rollen.

GL.de: Es hat ziemlich lange gedauert, bis euer neues Album "Flat-Pack Philosophy" fertig war. Der Vorgänger erschien bereits vor drei Jahren...

Pete Shelley: Das lag an den Texten, die fallen mir nach wie vor am schwersten. Oft bringe ich etwas auf Papier, das wirklich etwas bedeutet, aber wenn ich es dann singe, passt es einfach nicht. Das neue Album haben wir bereits vor zwei Jahren begonnen aufzunehmen, aber wir haben mittendrin eine einjährige Pause eingelegt, in der ich an den Texten gearbeitet habe, um den Songs und Melodien gerecht zu werden, die wir bereits aufgenommen hatten. Deshalb war es sehr angenehm, für mein "Buzzkunst"-Album vor einigen Jahren wieder mit Howard Devoto zusammenzuarbeiten. Er hat die Texte geschrieben und ich hatte mich nur um die Musik zu kümmern.

GL.de: In 30 Jahren Buzzcocks habt ihr weniger als zehn Alben veröffentlicht. Denkst du rückblickend manchmal: Wir hätten mehr machen sollen?

Pete Shelley: Ja und nein. Ich bin ziemlich stolz auf das, was wir geschafft haben, und ich wüsste nicht, ob wir noch viel mehr gute Songs hätten schreiben können. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass es für uns noch einiges zu tun gibt, deshalb wollen wir auch bis zum nächsten Album weniger Zeit verstreichen lassen.

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Surfempfehlung:
www.buzzcocks.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
 

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