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Konzert-Bericht
 
Nacktes Motorboot

Sioen

Köln, Underground
28.06.2004

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Sioen
Und es geht also doch! Kurze Zeit nach der offiziellen Veröffentlichung der Debüt-CD "See You Naked" standen die jungen Belgier in Köln im relativ gut besuchten Underground vor einem begeisterten Publikum und ließen sich feiern. Was war passiert? Sind die Kölner plötzlich tolerant geworden und an guter, neuer Musik interessiert? Wer weiß. Jedenfalls hatten die Jungs ihren Trip ausgezeichnet geplant: Das Konzert fand an einem fußballfreien Abend statt. Am Nachmittag machten sich Mijnheer Sioen und seine Mannen auf und verteilten Hunderte von Flyern in der Innenstadt. Der größte Coup war indes, dass der Fanclub die eigenen Fans mobilisiert hatte, die dann in großer Zahl aus dem heimatlichen Gent mit anreisten. Obendrein war der Gig auch noch frei und ohne Eintritt. So kann man das machen!
Insofern war dann die Stimmung gleich vom ersten Moment an exzellent und dass die meisten der Anwesenden alle Texte mitsingen konnten, störte auch nicht wirklich. Der als Record-Release-Party angesetzte Showcase diente natürlich dazu, die Songs des Albums des heiseren Belgiers (der aus bestimmten Winkeln aussah wie der smarte Schauspieler Edward Norton) dem Publikum und der Presse vorzustellen - insofern wurden denn auch alle Songs des Albums gespielt. Das Konzert ließ sich dabei auch gleich gut und sympathisch an, indem die Band mit bemerkenswertem Druck und jeder Menge Power zunächst mal ein instrumentelles Rock-Intro hinlegt. Bemerkenswert deshalb, als dass Sioen ja ein Pianist ist, der die ganze Zeit hinter seinem großen weißen Keyboard am vorderen Rand der Bühne sitzt. Doch wie z.B. auch Ben Folds schaffte es der Mann mühelos, auch als Rocker zu überzeugen. Großen Anteil daran hatte die Band, die mit jeder Menge Schmackes auftrumpfte. Dies übertrieben die Jungs dann indes sogar: Beim dritten Track fiel der Vorverstärker des Bass-Amps herunter und das Verbindungskabel riss kurzerhand ab. Während die Techniker und die Musiker das Ding backstage reparierten, nutzte das Sioen gezwungenermaßen dazu, den akustischen Teil des Abends vorzuziehen - z.B. mit der Solo-Ballade "Too Good To Be True". Dabei outete sich sowohl der Meister selbst, wie auch sein Geiger, Renaud Ghilbert, mit dem er sich beeindruckende Duette lieferte, als Virtuosen mit klassischem Background. Auch wenn Sioens Musik selber mit Klassik nicht so viel am Hut hat: Instrumental sind die Jungs kleine, disziplinierte und dennoch äußerst vielseitige Genies. Dazu singt Sioen mit rauchiger, beinahe heiserer Stimme und lustigem flämischen Akzent, der die etwas holprigen Texte, wie z.B. den "Motorboat"-Song zu einem Vergnügen fast mit Vaudeville Charakter geraten lässt. Dazu trugen aber auch einige der Songs selber bei, die in ihrer übersteigerten Dramatik fast beim Kunst-Rock landeten. Bestes Beispiel ist das verstiegene "Wild Wild West" - mit vielen Tempo-Wechseln, Breaks und Richtungsänderungen, das das Publikum aber dennoch begeistert mitfeierte. Richtig straighte Rockmusik - wie z.B. im Falle des Titeltracks - ist offensichtlich nur einer der vielen Aspekte des vielseitigen Künstlers. Daneben überzeugte er zum Beispiel auch als Balladier und auch als leicht spinnerter Glam-Rocker. Auch hier gab's also Parallelen zu Ben Folds - wenngleich Sioen wesentlich bodenständiger und weniger fahrig rüberkommt.

Zu guter Letzt ging den Jungs sogar das Material aus, so dass bei der Zugabe dann nochmals der "Motorboat"-Song gegeben wurde - ohne neue Erkenntnisse. Fazit: Sioen überzeugte als cleverer, äußerst wandlungsfähiger Performer mit einer tighten - aber bis auf den besagten Renaud eher unauffällig agierenden - jungen Backingband. Lediglich das etwas übertriebene "Padap-adap-adap"-Ad-Libbing bei einer Vielzahl seiner Stücke hätte sich Sioen sparen können. Das war indes ein eher zu vernachlässigender Faktor. Sioen machte wieder mal deutlich, dass Belgien - was originelle, eigenständige populäre Musik betrifft - lebt!

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Surfempfehlung:
www.sioen.net
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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