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Konzert-Bericht
 
Jeder liebt Country, die meisten wissen es nur noch nicht.

Eleni Mandell

München, Glockenbachwerkstatt
10.05.2003
Elendi Mandell
Ein verregneter Nachmittag in München. Gleich beim Viktualienmarkt in den Räumen einer ehemaligen Werkstätte sitzt Eleni Mandell auf einem schwarzen Ledersofa, spielt mit dem Schloss an ihrer Reisetasche und sinniert über das Wetter: "In Wien hab ich mir noch Sandalen gekauft und jetzt das! Hoffentlich kommt bei dem Wetter überhaupt jemand." Sorgen, die sich als unbegründet erweisen, denn das Venue ist so klein, dass es am Ende gut gefüllt ist.
Seit gut zwei Wochen ist sie auf Tour, nach Stationen in Frankreich, Österreich, ist München ihre erste Station in Deutschland, später folgen Konzerte in der Schweiz und in Großbritannien. "Auf Reisen, so weit weg von zu Hause und ganz auf dich gestellt, werden alle Emotionen verstärkt und wenn du unterwegs bist, jeden Tag in einer anderen Stadt, von der du nicht viel mehr zu Gesicht bekommst als die Clubs, in denen du spielst, solltest du dich auf das schlimmste gefasst machen, damit du mit den kleinen Überraschungen, die die Straße für dich bereit hält körperlich und emotional fertig wirst. Wir haben uns schon öfters verfahren und es gab immer wieder kleinere Probleme, aber die meiste Zeit haben wir viel Spaß." Eleni Mandell und Band sind erstmals ohne orts- und sprachkundigen Begleiter unterwegs und das fördert den Teamgeist. "Jeder muss ein ganzes Stück mehr Verantwortung übernehmen als üblich; einer fährt, einer übernimmt die Navigation und so weiter."

Letztes Jahr war Eleni Mandell noch alleine mit ihrer Martin Kindergitarre in der alten Welt unterwegs, jetzt begleiten sie Kevin Fizgerald am Schlagzeug, Ryan Febis am Bass und Joshua Grange, der auch auf der aktuellen Platte zu hören ist, an Gitarre und Pedal Steel. In dieser Besetzung werden, neben einer Menge Material von den drei früheren Alben von Eleni, die Songs der aktuellen, "Country For True Lovers" betitelten, Platte zu Gehör gebracht. Allerdings in wesentlich epischeren Versionen, als auf der sehr traditionell produzierten Scheibe.

Eleni besticht durch ihre unglaubliche Bühnenpräsenz und ihre Attitüde, einer seltenen Mischung aus humorlosem Ernst und subtiler Selbstironie. Ein Calexico-artiges Gitarrensolo kommentiert sie etwa mit einem "Yee-haa" und einem kleinen albernen Hüftkreisen, während ihre akkuraten Ansagen fast schon förmlich klingen. Mit ein paar wenigen, freundlichen Worten macht sie ganz klar, wer hier das Sagen hat und wie wichtig das, was sie sagt, zu nehmen sei; das Kroko-Handtäschchen, dass sie zwischen Set und Zugabe von der Bühne und wieder hinauf trägt, relativiert diese Haltung dann wieder. Deshalb, vor allem aber natürlich wegen der wunderbaren, groß interpretierten Songs gelingt es ihr, binnen weniger Nummern auch diejenigen im Auditorium für sich zu gewinnen, die nur wegen der lokalen Vorband Schneck gekommen sind.

"Jeder liebt Country, die meisten wissen es nur noch nicht", meint Eleni über ihre neue Veröffentlichung. Mit dieser Platte hat sie sich einen kleinen Traum erfüllt, weil als Fan von Interpreten wie Merle Haggard, Willie Nelson, Hank Williams, Tammy Wynette und George Jones, wollte sie einfach mal eine ganz traditionelle Country Platte aufnehmen. Dass das gerade jetzt passiert ist, hat sich einfach so ergeben, die Songs waren da und mit Tony Lilkyson und Dave Pearlman waren auch Produzent und Ingenieur für den Sound, der ihr vorschwebte, gefunden.

Jeder, der das bisherige Oevre der Singer/Songwriterin aus LA kennt, konnte von dieser Platte und der stilistischen Kehrtwende, die auf ihr vollzogen wird, nur überrascht sein. Sie selbst bezeichnet ihre früheren Platten als wesentlich eklektischer, mit vielen düsteren Songs und vom Arrangement her auf einer ähnlichen Schiene wie Tom Waits Songs gelagert. Was der erstaunte Kenner auf der aktuellen Platte vorfindet, ist aber weniger ein neuer musikalischer Ansatz als ein Projekt. Mit ihrer Tourband möchte Eleni im Juli ihre nächste Platte aufnehmen, die wieder an die ersten drei Veröffentlichungen anknüpfen, aber noch ein bisschen einfacher, reduzierter daherkommen wird als das Frühwerk. Danach will sie wieder eine Country Scheibe aufnehmen, allerdings eine eher akustische. Das sind große Pläne, allerdings ohne große Planungssicherheit entstanden. "Seit fast zwei Jahren kann ich von meiner Musik leben, aber ich erwarte eigentlich fast täglich, dass ich wieder mit dem Kellnern anfangen muss, aber das ist in Ordnung so, irgendwie vermisse ich es sogar."
Surfempfehlung:
www.elenimandell.com
Text: -Dirk Ducar-
Foto: -Pressefreigabe-


 
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