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Konzert-Bericht
 
Tanz der Vampire

Cradle Of Filth
Sepultura

Köln, E-Werk
11.04.2003

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Cradle Of Filth
Obschon Professor Abronsius aus Roman Polanskis Filmklassiker leider nicht anwesend sein konnte, haben an diesem Abend in Köln die Puppen und die Vampire getanzt - aber gehörig! "Colonia, du hast es besser", konnte man anlässlich dieses sehr speziellen Gigs mal wieder erfreulicherweise feststellen, denn während beispielsweise Hamburger Fans von Sepultura und Cradle Of Filth an zwei verschiedenen Tagen ihren heimatlichen Sarg verlassen und zweimal ein Tässchen Blut zum Einlass zahlen mussten, so überschnitten sich im Kölner E-Werk die Tourdates! Was zu dem so begeisternden wie erstaunlichen Effekt führte, dass mit Sepultura eine Band den Anheizer für die britischen Vampiristen Cradle gaben, die vor noch nicht allzulanger Zeit weit größere Hallen als das E-Werk als Headliner gefüllt hat. Doch um so schöner für das Nachtvolk, das an diesem Abend ausgeströmt war...
...und diese Children Of The Night waren wieder mal die reinste Augenweide: Von der circa 67jährigen Perückenträgerin, der ihr "Damnation And A Day"-Shirt stolz, aber wie eine Mischung aus Thrombosestrumpf und Wurstpelle am Leibe saß, über angepunkte, erheblich bewusstseinserweiterte Gestalten, die sich - Männlein wie Weiblein - auf offener Mühlheimer Straße vor dem Konzert noch schnell mit gerafften (natürlich pechschwarzen) Strumpfhosen erleichterten bis hin zu jenen vielstündig geschminkten und mit so kunstvoll, wie stoffsparend angetanenen Gothic Beauties, die auch eine Würze jedes Düsterheimerkonzertes ausmachen. Finden wir jedenfalls.

Doch nun geht alles so schnell, dass kaum noch Zeit zur Würdigung besonders bizarr-attraktiv gewandeter Publikumsmitglieder bleibt: Sepultura betreten tatsächlich Schlag 19:25 Glasen die Bühne! Zu den kämpferischen Takten von "Choke" (vom '98er "Against"-Album mit dem Sepultura sich vom Schock von Max Cavaleras Weggang freigespielt hatten) erobern sich die Brasilianer die Bühne und - für begrenzte Zeit jedenfalls - das E-Werk. Sepulturas Lesart des Tribal Death Metal war immer schon eine Klasse für sich und begeistert auch heute noch und wieder mit einzigartiger Technik sowie mit durchaus genretypischer Brutalität, die aber immer wieder durch diese federnden, wunderbaren lateinamerikanischen Rhythmen aufgebrochen werden. Überdies sind Sepultura in blendender Spiellaune, der schon längst nicht mehr "neue" Sänger Derrick Green lässt Muskelpakete und Stimmbänder spielen, Igor Cavalera zaubert schwer Glaubliches aus Stöcken und Handgelenken, Paolo Jr. liefert ihm dazu den Bass-Gegenpart während Andreas Kisser virtuoses Riff-Sperrfeuer feuert. Das Ganze wird gekrönt von einem verblüffend kristallklaren Sound und einer originellen Setlist, die mit Perlen wie "Attitude" oder "Biotech Is Godzilla" verwöhnte, durch "Mindwar" auf das neue, noch nicht veröffentlichte Album einstimmte, aber auch mit einer saustarken Coverversion von U2s "Bullet The Blue Sky" sowie einer bluesigen Version von Led Zeps "Dazed And Confused" positiv überraschte. Überraschend auch das plötzliche Ende des Sets, keine Vorwarnung, keine Zugabe, kein "We Who Are Not As Others". Schnüff.

Doch nach superkurzer Umbaupause tröstet bereits das majestätische "Damnation And A Day"-Intro und erinnert daran, dass dies ja in erster Linie ein Black Metal-Liederabend sein soll. Und diese Erwartungshaltung wird nun mehr als eingelöst, auch wenn einige andere gehätschelte Vorurteile oder Erwartungen sogleich im nun reichlich fließenden Schweiß baden gehen. 1. Black Metal-Musiker sind arrogante A*geigen: Dummblubber! Dani Filth befindet sich in ständigem, gar nicht herablassenden Kontakt mit seinem Publikum, widmet einzelne Stücke seiner Crew oder Sepultura oder gar den im Publikum anwesenden Musikerkollegen von The Spook (!). Er ist alles in allem ein ausgesprochen charmanter Entertainer. 2. Eine Band, die es nicht nur geschafft hat, von einem Major Label wie Sony angeheuert zu werden, sondern deren aktuelles Album ("Damnation And A Day") europaweit in den Charts gelandet ist (z.B. Platz 15 in Deutschland und 30 in Schweden), die spielen - Safety First - bestimmt das neue Material fast komplett runter: Totale Fehlanzeige; von "Damnation" werden genau zwei Stücke intoniert (darunter "Thank God For The Suffering"), schmerzlich vermisst wird aber das bislang vermutlich stärkste Cradle-Stück "Better To Reign In Hell". Dafür aber haben die Filthianer eine erlesene Bühnenshow mit zwei Projektionswänden (für blutspritzende Splatter- und Vampir-Filme sowie Album-Cover) und mit schrägem Laufsteg für Dani und die lasziv herumturnende und vorzugsweise an Dani herumknabbernde Tänzerin am Start. Und natürlich Oldies But Blackies wie "Nocturnal Supremacy", "Born In A Burial Gown", "The Ghost In Her Fog" oder "Cruelty Brought The Orchids". Aber gegen 22:30, also noch weit vor dem ersten Hahnenschrei oder gar Sonnenstrahl ist der Spuk zuende, genauso plötzlich wie er gekommen war. Muss man das alles ernstnehmen? Müssen so direkt wohl nicht... Sind Sepultura und C.o.F. beeindruckende Bands und Einzelmusiker? Hell yeah!

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Surfempfehlung:
www.sepultura.com.br
www.sepultribe.com
www.cradleoffilth.com
www.theorderofthedragon.com/docs/main.htm
Text: -Klaus Reckert-
Foto: -Stephan Kunze-


 
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