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Konzert-Bericht
 
Das warme Herz

Maria Solheim

Bonn, Harmonie
17.11.2002

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Maria Solheim
Maria Solheim, die zierliche Songwriterin aus Norwegen hat es offensichtlich geschafft: Ohne große Plattenfirma im Rücken, ohne großes Werbebrimborium und vor allen Dingen ohne aktuelle CD schaffte sie es, die Bonner Harmonie auszuverkaufen. Und das, obwohl sie stilistisch keineswegs nach irgendwelchen modischen Trends schielt und konsequent ihren eigenen, sehr ungewöhnlichen Stil verwirklicht. Das spricht für sich - denn die Leute, die in der Harmonie zu Gast waren, waren wohl einzig und alleine aufgrund der guten Mund-Zu-Mund-Propaganda gekommen, die sich Maria durch ihren Auftritt an gleicher Stelle im Frühjahr erarbeitet hat.
Maria macht es dem Zuhörer als Performerin aber auch leicht. Irgendwie muss man sie einfach gerne haben, wie sie da auf der Bühne inmitten ihrer zerzauselten "charming Norwegian musicians" David und Ture (der aussieht wie ein unehelicher Sohn von Chris Eckmann) hin und her wippt und mit sympathischen Akzent die kleinen Geschichten vorträgt, die sich hinter ihren Songs zuweilen verbergen. Da bleibt man als Zuhörer nicht außen vor, sondern erfährt dann z.B., wie das neue "Train Under Water" entstanden ist. "Ich weiß nicht, wie das hier in Bonn ist", erzählt Maria, "aber wenn es in Norwegen dunkel ist, dann ist es wirklich dunkel." Es folgt dann die Story, dass sie sich auf einer nächtlichen Zugfahrt von Stavanger nach Oslo vorgestellt habe, dass sich der Waggon vom Zug gelöst habe und ins Meer gefahren sei - wovor sie fürchterliche Angst gehabt habe, und woraufhin sie dann einfach diesen Song habe singen müssen. Gerade diese kleinen Märchengeschichten sind es, die ihre Stücke zuweilen zu kleinen Juwelen der Songwriterkunst werden lassen. Daneben gibt es dann noch Liebes-Lieder in jeder Couleur: Liebeslieder, die gar keine sind, solche, die ihre Oma mag und jene, die sich mit Maria's Passion beschäftigen: Das GROSSE Thema, das sich durch Maria's Schaffen (und wohl auch durch ihr Leben) zieht, ihre offensichtliche und offenherzige Liebe zu Jesus nämlich, manifestiert sich dann auch gleich in mehreren Songs. Vielen Kollegen würde man so etwas als Penetranz auslegen. Nicht so hier, denn Maria deutet jeweils nur an, was sich dahinter verbirgt, sagt, wie wichtig ihr dieses Thema sei. Sendungsbewusstsein zeigen oder mit erhobenem Zeigefinger predigen tut sie eben nicht. Ganz im Gegenteil: Eher kokettiert sie auf der Bühne mit ihrer Unbeholfenheit, verbeugt sich linkisch nach jedem Song, flirtet mit dem Publikum - und ist dann doch alles andere als unbeholfen -, denn stimmlich und gesanglich kann sie zweifelsohne mit den Besten ihrer Zunft mithalten und langweilig ist der Vortrag auch nicht. Dass die Band (mit E-Piano, Bass und gelegentlich Banjo) dann eher Understatement betreibt, lässt Maria im Zentrum noch mehr brillieren. Hinzu kommt, dass sie ausgesprochen schnell ist: Zur Tour im Frühjahr arbeitete sie bereits an ihrer neuen Scheibe, "Behind Closed Doors", die im Februar erscheint, und deren Songs sie an diesem Abend auch ziemlich in den Vordergrund stellte. Daneben gab es gar noch zwei Tracks, die sich erst auf dem übernächsten Album finden werden: "Snow Kills" - eine morbide kleine Weihnachtsgeschichte und "Restless Girl" - eine ziemlich jazzige Angelegenheit. Hier legte Maria die Gitarre dann zur Seite.
Wie auch bei einigen ziemlich radikal umgearbeiteten Stücken der beiden Alben, darunter "The Stones Will Cry" oder "Place In The Kingdom", dienten die wenigen musikalischen Impulse von David und Ture als eher spärliches Fundament, auf dem Maria ihre Stimme walten ließ. Diese fast ambient-artige Art, ihre Songs zu interpretieren, zeigte auch die Möglichkeiten auf, die der Interpretin Maria Solheim noch offenstehen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass sie sich auch bislang schon in kein bequemes Raster stecken ließ, sondern ihren durch kindliche Neugier inspirierten Songs jeweils einen durchaus eigenen Stempel aufdrückt, der jenseits aller üblichen Genres liegt. (Der Aufdruck "die neue Björk" auf dem Tour-Plakat schien da wie ein eher schlechter Witz - obwohl sie selbst so etwas gar nicht so ernst nimmt). Dennoch möchte Maria nicht ganz auf den Rock-Faktor verzichten. Als vor dem Konzert beim Soundcheck eine minutenlange Rückkopplung den Saal zum Beben bringt, meint sie: "So wird übrigens mein nächstes Album klingen." Ein kleiner Witz am Rande - aber die nächste Tournee im April (dann aber garantiert ohne weitere neue, unveröffentlichte CD) soll mit kompletter Band durchgeführt werden - ein Schritt, vor dem Maria bislang aus Kostengründen zurückschreckte. Nun, das dürfte sich nach dieser Tournee sicherlich relativieren - dennoch möchte man die ruhige, überlegte, sortierte, ein wenig melancholische und auch sympathisch kurzweilige Maria, wie sie sich bei diesem Konzert präsentierte, auch in Zukunft keinesfalls missen. "Ihr seid wirklich sehr nett", bedankte sie sich dann beim Publikum, nachdem sie demselben ein Wiegenlied, das sie für ihren Bruder schrieb, vorgesungen hatte, "ihr erwärmt mein Herz. Hoffentlich sehen wir uns im April wieder." Bestimmt.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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