Klar, dass das natürliche Habitat für Josin eigentlich eher Dunkelmunkel-Clubs sind und sie somit hinreichend nervös - oder doch zumindest aufgeregt - erschien. Allerdings gab es dann auch wieder einen versöhnlichen Aspekt, denn Josins Musik ist - obwohl von der Stimmung her eher düster und melancholisch angelegt - von der rein technischen Warte her bestens geeignet für ein Konzert, bei dem alle Besucher UND die Musiker Kopfhörer tragen, denn noch agiert die quirlige Performerin alleine und bemüht außer der Gitarre bei ihrem "Dancefloor-Gassenhauer" namens "Feral Thing" ausschließlich ihr Keyboard, das sie zusammen mit modifizierten Pad-Sounds vom Computer für die musikalische Untermalung heranzieht. Das mag sich in Zukunft ändern, wenn dann - wie geplant - im Oktober ihre seit Jahren sehnsüchtig erwartete Debüt-LP in den Regalen stehen sollte (denn sie überlegt mittlerweile, die Live-Performance durch die Hinzunahme anderer Musikanten etwas "stadientauglicher" zu gestalten) - aber im Moment, hier und jetzt, war das genau das richtige Setting um die volle Magie eines Kopfhörer Konzertes zu entfalten. Und zwar aus einem einfachen Grund: Der Vortrag Josins kam auf dieser Weise mit der klanglichen Brillanz einer Studioproduktion, aber mit dem emotionalen Wucht eines organischen Vortrages daher. Besser ließe sich dieses Konzept gar nicht in Szene setzen.

Dabei hat diese Technik auch ihre Tücken, wie Josin erklärte. Sie sei es ja gewohnt, bei den Konzerten selbst Kopfhörer zu tragen, da sie ihre Backing-Tracks ja beim Vortrag selbst mischen muss - allerdings sei es bei einem Konzert in Prag dann mal passiert, dass sie gerade diese Backing-Tracks für das Publikum versehentlich ausgeschaltet habe, so dass nur sie diese hören konnte - was dann zu einer eher ungewöhnlichen Performance geführt habe. Das passierte bei dieser Show allerdings nicht - aber wie man sich so etwas hätte vorstellen können, demonstrierte sie dann mit ihrem Stück "Oceans Wait", das ganz ohne Backing-Track auskommt. Wir haben ja schon an anderer Stelle auf die einzigartige Art hingewiesen, in der Josin ihre Kompositionen beim Live-Vortrag auf harmonischer, klanglicher und letztlich vor allem emotionaler Ebene zu einem faszinierend einzigartigen Flow verdichtet - und das war auch bei dieser Show dann nicht anders; nur dass hier noch die einzigartige optische Komponente dazu kam, mit der sich Josin dann in einer Art Woodstock-Setting (denn die Zuschauer saßen auf einer zu der vor einer alten, überwachsenen Festungsmauer befindlichen Bühne hin abfallenden Wiese) hingebungsvoll in den Sonnenuntergang wiegen konnte. Josin hat ja eine Zeit lang in Köln gewohnt und ist auch mehrfach schon mit ihrem (übrigens sich auf subtile Weise stetig ausweitenden) Programm aufgetreten und hat somit durchaus auch eine Fanbasis in der Domstadt. Freilich dürfte sie bei dieser Gelegenheit ein paar hundert neue Fans hinzugewonnen haben, denn das Konzert wurde - zu Recht - von den großteils ja sicherlich unbeleckten Zuhörern frenetisch gefeiert. Jetzt kann sie sich dann in aller Ruhe auf den Trubel vorbereiten, der dann im Folgenden mit der Veröffentlichung des Albums im Herbst losbrechen wird. (Wäre jedenfalls verwunderlich, wenn dem nicht so wäre.)