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Konzert-Bericht
 
Gute Sache

Laut Gegen Rechte Gewalt

Neumünster, Sagerhalle
30.01.2002
Laut Gegen Rechte Gewalt
War es die Angst, in einer Stadt, die insgeheim als Hochburg der rechtsradikalen Szene im Norden gilt, Farbe zu bekennen? War das Line-Up nicht attraktiv genug oder der Termin an einem Mittwochabend für den gemeinen holsteinischen Musikfreund einfach zu ungelegen? An der umfassenden und plakativen Werbekampagne im Vorfeld jedenfalls kann es kaum gelegen haben, daß nur die enttäuschende Zahl von 160 Besuchern den Weg in die Halle fand.
Drinnen verteilte sich indes das kleine Auditorium in dem nun viel zu großen Rahmen, ließ sich, ebenso wie Bands und Veranstalter, nicht beirren und nahm zur Kenntnis, daß mit Ex-Viva2's Tanja Mayrhofer dem Abend eine kosmopolitische Moderatorin geschenkt wurde. Die Richtung war damit vorgegeben. Nicht nur Party gegen Rechts, sondern auch ein wenig Aufklärung und Information sollte es sein. Während also die Bands in 30minütigen Häppchen die Bühne rockten und Statements abgaben, gab es in den Umbaupausen auf der Bühne kurze Gespräche mit Menschen (Bündnis gegen Rechts, Grüne, Viva Courage, etc.), die sich in diesem gesellschaftlichen Spektrum engagieren. Was die Veranstalter des einige Tage zuvor in Hamburg gewesenen "Hamburg muß bunt bleiben" (ebenfalls eine Veranstaltung gegen den Rechtsruck und seine Folgen speziell in der Hansestadt) noch vermieden, wurde hier praktiziert. Notwendig sei es, aufzurütteln und zu informieren, sagen die einen. Unsinnig, mit dem Hinweis darauf, daß diejenigen Besucher, die zu solchen Events kommen, eh schon mit der vorgefertigten politisch korrekten Meinung ausgestattet sind, die anderen.

Die unmittelbare (und insgeheim im Vorfeld aufgrund vergangener Erfahrungen befürchtete) Konfrontation mit dem Gegner indes sollte ausbleiben. Bands und Künstler hatten mehr mit dem Sound in der Halle zu kämpfen, als die zur Sicherheit bereitgestellte Polizeimannschaft davor mit etwaigen Störern. Roggn, ein lokaler Act durfte eröffnen und sie machten ihrem Namen alle Ehre. Herzer, erste Vertreter des NuMetal/Crossover, lärmten ebenso engagiert wie später Substyle und die mit einem veritablen Radiohit ("Ich und Du") ausgestatteten NTS gingen gleich dreisprachig zur Sache. Kungfu, in neuer Besetzung und im allerbesten Sinne publikumsnah, stellten ausschließlich neue Stücke vor, der knappe Zeitrahmen ließ aus verständlichen Gründen wohl keine andere Wahl zu. Als einzige Band durften die an die Mighty Mighty Bosstones erinnernden Rantanplan Zugabewünsche verbuchen, bevor 4Lyn dann ihrem Headlinerstatus alle Ehre machten und zunächst einmal mit der längsten Umbaupause des Abends glänzten. Während einige der zuvor aufgetretenen Musikerkollegen sich unter das Publikum mischten, gab es nichts wirklich neues an der Crossover-Front. Einzig und allein erstaunlich, daß auch hier wieder einmal das gute alte Spiel mit dem wesentlich fetteren (Headliner-)Sound gespielt wurde.

Was bleibt zu vermerken? Nicht jede gute Sache findet ihr verdientes Publikum. Diejenigen, die da waren, ob vor oder auf der Bühne, gaben sicher ihr Bestes. Schade vielleicht, daß dem Festivalauftakt der richtig zugkräftige Name fehlte, der den einen oder anderen noch aus dem heimischen Sessel gelockt hätte. Mindestens ebenso schade allerdings, daß es heutzutage immer noch solcher Lockmethoden bedarf.
Text: -Michael Kellenbenz-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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