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Konzert-Bericht
 
Umarme das Seltsame

Megan Nash

Köln, Die Lichtung
06.04.2018

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Megan Nash
Es ist alles eine Frage der Perspektive, wenn es nach Megan Nash geht! Diese Theorie erläuterte die Kanadierin, die auf ihrer ersten, von Gaesteliste.de präsentierten Headliner-Tour durch Deutschland auch in Köln ihr soeben offiziell auch bei uns erschienenes Album "Seeker" live präsentierte, folgendermaßen: "Bei uns in Kanada gilt eine 130 Jahre alte Kirche schon als uralt. Andererseits ist es auch so, dass eine Entfernung von 100 Kilometern für uns lediglich einen Katzensprung darstellt. Es kommt halt drauf an, wie man es betrachtet." Kurz gesagt ist das auch das Rezept, nach dem die smarte Kanadierin jene Songs zusammen bastelt, die - wie sie scherzhaft meint - allesamt von "Freizeitaktivitäten in der Mitte vom Nichts" handeln: Sie ist nämlich stets in der Lage, ausgehend von scheinbar unwichtigen Details - ein stimmiges, größeres Bild aus eigenen Beobachtungen, Lebensweisheiten oder Anekdötchen zu formen, das am Ende - nicht zuletzt auch aufgrund geschickt konstruierter musikalischer Strukturen - ziemlich perfekte Song-Erlebnisse garantiert.
Gute Beispiele dafür sind z.B. Stücke wie "Deer Head" - in dem sie das Bild eines Tierpräparators als Sinnbild für das konservieren menschlicher Emotionen hernimmt, "Salted Salamanders" - in dem sie eine Hommage an ihren verstorbenen Großvater mittels der Beschreibung seiner Schrulligkeiten entwirft, "Vampire" - eine melancholische Beziehungs-Ballade, in der die Rand-Tugenden eines Vampirs als erstrebenswert deklariert werden oder "Lavender & Leather" - ohrenscheinlich ein Song über die von ihr bevorzugte Shampoo-Sorte und Lederjacken - aber letztlich ein weiteres Hinterwäldler-Szenario aus dem ländlichen Saskatchewan. Im Gegensatz zu der Tour im Rahmen der Canadian Youngblood-Showcases letzten Herbst spielte Megan dieses Mal ausschließlich auf der akustischen Gitarre - was dann dazu führte, dass sich so eine ganz neue Facette entdecken ließ (denn auch auf ihren beiden LPs spielt Megan fast ausschließlich elektrische Gitarre) und dann auch dazu, dass ihre Songs im Vortrag wesentlich sanftmütiger erschienen, als zuletzt gewohnt. Dabei gelang es Megan Nash als Sängerin durchaus, die Inbrunst und die Dynamik ihres Vortrages auf dem gewohnten intensiven Niveau zu halten - nur eben wurde das Ganze eine Stufe leiser dargeboten, was auch daran lag, dass sie ihre Akustikgitarre eher streichelte als bemühte - was sich aber im Kontext des intimen Café-Settings in der Lichtung als durchaus richtig erwies.
Zwischen den Songs (und zuweilen sogar während sie diese vortrug) unterhielt Megan das Publikum gut gelaunt mit amüsanten Impromptu-Anekdoten, die teilweise die Inhalte der Songs entschlüsselten, teilweise aber auch einfach Hintergrund-Informationen zur Person Megan Nash lieferten, die mit den Songs selbst gar nichts zu tun hatten - aber ein erhellenden Blick auf die Songwriterin Megan Nash warfen. So zum Beispiel ihre Ausführungen zu dem Stabilo-Stift, den sie geschenkt bekommen hatte und bis zu ihrer eigenen Hochzeit im November letzten Jahres aufgehoben hatte, ihre Erinnerungen an den Tanzwettbewerb, den sie als Kind gewonnen hatte, weil sie das breiteste Lachen aller Teilnehmerinnen gehabt hatte oder die Anekdote, nach der ein Fan nach dem Konzert zu ihr gekommen sei und verraten hätte, was seine Freundin über Megan Nash gesagt habe ("Und ich hatte immer gedacht, ich sei seltsam!") - was dann natürlich bedeutete, dass Megan Nash demzufolge sehr seltsam gewirkt haben musste. "Vermutlich wäre ich aber sogar beleidigt gewesen, wenn sie mich als vollkommen normal bezeichnet hätte", resümierte Megan diesen Kommentar, "ich stehe dazu, dass ich seltsam bin. Man muss das seltsame umarmen." Obwohl Megan Nash an diesem Abend dann letztlich gar nicht so seltsam rüberkam - eher sympathisch spontan und selbstironisch -, blieb das dann als philosophische Empfehlung an jedermann im Raume stehen. Als Zugabe gab es dann noch eine Coverversion von Fleetwood Macs "Dreams", zu der Megan dann das Publikum aufforderte, den Refrain mit ihr gemeinsam zu singen, was dann auch halbherzig befolgt wurde (gleichwohl die Suche nach einem Refrain sich bei diesem Track ja schwierig gestaltet). Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Megan Nash - als Songwriterin wie auch als Performerin - durchaus den Idealzustand des kreativen Liedermachers verkörpert. Jetzt wäre es noch schön, wenn man sie auch hierzulande ein Mal mit einer Bandbesetzung erleben könnte (ihre LP "Seeker" spielte sie ja mit der Band Bears In Hazenmore ein) - worauf wir aber vermutlich noch eine Weile warten werden müssen.

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Surfempfehlung:
www.megannash.ca
www.facebook.com/megannashmusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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