NACHGEHAKT BEI: ANTJE SCHOMAKER
GL.de: Auf dem Album klingt immer alles so selbstverständlich - als ginge das alles gar nicht anders. Was sind eigentlich die Inspirationen, die zu den Songs führen?
Antje: Och alles mögliche - Erich Fried oder Erich Kästner, auch bestimmte Filme - vor allen Dingen aber Menschen. Wenn wir uns zum Beispiel unterhalten und du sagst was Schönes, dann schreibe ich mir das heimlich auf. Selbst Rückenschmerzen können ja eine Inspiration sein - wenn man zum Beispiel denkt 'Aua, jeder Schritt tut jetzt weh' - dann fängt der nächste Song vielleicht genau mit dieser Zeile an. Keine Ahnung - ich habe da jetzt keine bestimmte Muse oder keinen bestimmten Ort, dem der Song entspringt.
GL.de: Das hört sich an, als sei ein kleines Detail jeweils der Ausgangspunkt, aus dem dann eine größere Idee entsteht, richtig?
Antje: Das stimmt auf jeden Fall. So entstehen nämlich die Songs. Da gibt es dieses eine Wort, von dem man denkt 'Wow - da schreiben wir jetzt einen Song drüber'. Wenn man eine schöne Idee um dieses Wort herum entwickelt, dann entsteht - glaube ich - etwas Schöneres, als wenn man sich sagt 'Ich schreibe jetzt einen Song, der die Welt verändert' - denn sowas geht dann wahrscheinlich eher nach hinten los.
GL.de: Wie wichtig ist denn Humor bei dieser Sache? Immerhin gehört ja Erich Kästner zu den Inspirationsquellen.
Antje: Ich finde es wichtig, dass man nicht immer alles so ernst nimmt. Vor allen Dingen nicht sich selbst auf der Bühne. Manche Songs sind natürlich auch mit einem Augenzwinkern gemeint - aber ich lege mir da kein Konzept zurecht. Aber klar ist Humor wichtig um mit dieser Welt umzugehen.
GL.de: Wie kommt dabei die eigene Identität ins Spiel?
Antje: Ich glaube, dass dadurch, dass es ja vor mir schon so viele gegeben hat, die das, was ich mache, auch gemacht haben, das natürlich auch den Weg für mich geebnet hat. Ich denke da aber gar nicht so viel nach - zum Beispiel, dass ich mir sage, dass es da ja schon fünf Frauen gibt, die sowas machen und jetzt versuche ich besonders anders zu sein. Ich glaube nämlich immer, dass, wenn man versucht etwas zu sein, das man sich vorher zurecht legt, das eigentlich immer nur schlecht ist. Wenn man aber das nimmt, was man ist, und das ein wenig verstärkt und dabei ehrlich bleibt, dann haben sicher ganz viele Menschen das Gefühl 'Hey, so geht es mir ja auch' - und dann kann man sich damit identifizieren - weil irgendwo passiert ha immer etwas Ähnliches. Wenn man hingegen versucht, herauszustechen, dann kann man das zwar als Kunstfigur sehen - aber ich denke, das ist in der Singer-Songwriter-Szene genau falsch. Authentizität scheint ja auch gerade sehr wichtig zu sein - und wenn die Leute spüren, dass ich versuche, denen etwas vorzumachen, dann fühlen sie sich verarscht.
GL.de: Was reizt beim Schreiben von Songs am meisten?
Antje: Ich finde es schön, wenn man große Ideen mit kleinen Worten beschreiben kann. Dass man keine Metaphern braucht, um etwas schön zu sagen, sondern dass man auch mit ganz einfachen Worten große Sachen sagen kann. Den Anspruch fand ich immer gut und das reizt mich am Schreiben. Musikalisch bin ich hingegen nicht so, dass ich denke, dass ich noch verrückte Sachen ausprobieren muss, um mich zu fordern - sondern ich mache einfach das, was kommt und so wie es sich anfühlt. Ich schreibe auf Gitarre und Klavier und das spiele ich meinen Produzenten vor und dann setzen wir das so um, wie ich es mir vorstelle.
GL.de: Gibt es eigentlich besondere Ansprüche an den Gesang? Anfangs schien es ja so, dass der Sprechgesang eine bestimmte Rolle spielte:
Antje: Nö - eigentlich wollte ich ja Rapperin werden - aber dafür bin ich leider nicht cool genug. Ich kann auch nicht besonders gut tanzen - aber ich mache es gerne. Das ist dann beim Gesang ähnlich. Ich versuche einfach zu erzählen, was passiert - und nicht irgend etwas Großes drumherumzubauen:
GL.de: Was ist bei dem Album das Wichtigste?
Antje: Ich glaube, dass ich etwas schaffen wollte, das ich im Leben einsetzen kann und dass ein bisschen etwas kleben bleibt. Ich denke, es ist ein Album, was großartig gar nicht so viel will. Ich habe mich ja nicht hingesetzt, um große Worte zu finden, sondern ich hoffe, dass der Hörer sich selbst die Zeilen raussuchen kann, die ihm gut tun und sich darin wiederfinden kann.