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Konzert-Bericht
 
Gegen den Strom

Sophia Kennedy

Köln, Schauspiel Köln
20.05.2017

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Sophia Kennedy
Sophia Kennedy mache "mitreißenden, unaufdringlichen Pop" meinte die taz in einem Portrait der zwar in Baltimore geborenen, aber in Göttingen aufgewachsenen und nun in Hamburg lebenden und arbeitenden Musikerin Sophia Kennedy. Das, was Sophia und ihr musikalischer Partner und Pampa-Label-Kollege Mense Reents (von den Goldenen Zitronen) dann im Kölner Schauspiel auf dem dritten Konzert ihrer Debüt-Tour live präsentierten, war dann zwar schon ganz schön mitreißend - aber keineswegs unaufdringlich. Denn Sophia und Mense schafften es tatsächlich, in einem Setting, das dafür eigentlich gar nicht geeignet ist (eine Frau am Klavier und ein Mann mit Bass hinter einem Elektronik-Arsenal), selbstbewusst, nachdrücklich, fordernd und eben im positiven Sinne aufdringlich die Kluft zwischen sich und dem Publikum mühelos zu überwinden, obwohl diese durch das für Konzerte dieser Art unübliche Theater-Setting tatsächlich physikalisch ziemlich groß war.
Das hatte aber alles seinen Grund. Sophia begann ihre musikalische Laufbahn unter anderem mit Film- und Theaterarbeiten, bevor sich dann DJ Koze entschloss, ihr erstaunliches Debütalbum auf seinem Label Pampa Records zu veröffentlichen. Worum geht es bei Sophia Kennedy? Nun - das ist auch angesichts dieses Konzertes vielleicht nicht ganz die richtige Frage. Denn ein erklärtes, geradliniges Ziel schienen Sophia und Mense keineswegs zu haben. Weil die Musik, die sie hier präsentierten - übrigens fernab der Arrangements auf der Tonkonserve - so überraschend, abwechslungsreich, impulsiv, organisch und stilistisch unberechenbar daherkommt, dass sich die Suche nach einem Ziel insofern erübrigte, als dass die Musiker hier gutgelaunt markierten, dass der Weg das Ziel sein muss. Sicher: Da gab es einige nette Club-Grooves, interessante E-Pop-Beats und auch hin und wieder New Wave Pop-Elemente - aber auch verstiegene Moritaten, Chanson-Inspirationen, jazzige Improvisationen und ulkige Sound-Experimente auf der anderen Seite. Man dürfe halt keine Angst davor haben, dass es Pop würde, kommentierte Sophia ein Mal den fast anarchistischen Ansatz, mit dem die Songs auf der LP liebevoll und detailversessen zusammengeklopft wurden.
Im Live-Kontext kam das alles ein wenig stringenter daher - einfach weil zwei Musiker halt nur eine beschränkte Anzahl von Händen haben, wenn sie sich dazu entschließen, alles live zu spielen - und das war hier (bis auf die programmierten Beats) halt nun mal der Fall. Zwischen dem allgemeinen energiegeladenen hin und her gab es dann auch einige berührende Passagen - zum Beispiel, als Mense den Titel eines neuen, noch unfertigen Songs Sophias verriet - was ihr gar nicht zu gefallen schien, aber andererseits dann zu einem besonders emotionalen Vortrag führte. Wie weit man sich von Erwartungshaltungen und Arrangements lösen kann, zeigte Sophia dann bei der Zugabe, indem sie den eigentlich komplex angerichteten CD-Opener "Build Me A House" ganz geradlinig, als akustische Dancefloor-Solo-Nummer am Klavier interpretierte. Nein - irgendwelche Erwartungshaltungen wurden bei dieser Show nun wirklich nicht bedient. Dass so viel Wagemut, Kreativität und Freigeist sich aber auch heutzutage noch lohnen können, zeigte dann der Zuspruch; denn das "Britney" genannte Schauspielhaus war von einem bemerkenswert durchwachsen organisierten, begeisterten Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu recht.

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www.facebook.com/sophiakennedyofficial
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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