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Immer der Sonne nach

Binoculers

Köln, Die Lichtung
09.03.2017

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Binoculers
Irgendwann, nach einer ihrer vielen Solo-Touren, sei Nadja Rüdebusch zu Daniel Gädicke gekommen und habe gesagt, dass sie einfach nicht mehr könne. Spätestens da habe man sich entschlossen, dass das Projekt Binoculers (das Nadja bis dato eben alleine bestritt) als Duo sicherlich besser funktionieren würde. Und jetzt, seit dem vierten Album, das es an diesem Abend (einen Tag vor der offiziellen Veröffentlichung) auf der von Gaesteliste.de präsentierten Tour auch in Köln vorzustellen galt, ist Daniel auch ganz offiziell ein Binoculer - nachdem er zuvor immer nur ein wenig ausgeholfen hatte. Das Konzept zahlt sich in jeder Beziehung aus - sowohl im Studio, wo durch Daniels Beiträge per se ein größeres (und durchaus poppigeres) Klangspektrum möglich ist, als auch auf der Bühne, wo sich Nadja an der Gitarre, dem Sampler und einem Keyboard und Daniel am Drumkit, gelegentlich einem echten Bass und ansonsten am E-Pad, mit dem auch vorprogrammierte Sounds und Sequenzen abgerufen werden können, in idealer Weise ergänzen.
Nicht, dass beide dabei etwa die größten Sänger dieses Universums wären - aber in Kombination mit den Instrumenten ergeben sich im gemeinsamen Agieren dabei schon zuweilen regelrecht magische Momente. Das Publikum im relativ dicht gepackten Lichtungs-Café dankte das schon mal mit aufmerksamer Gespanntheit und begeistertem Szeneapplaus. Dafür wurde aber auch einiges geboten. Unter anderem erfuhren die Fans so zum Beispiel, worum es in den neuen Songs eigentlich geht - denn darauf ist alleine aufgrund der poetischen und bildreichen Texte Nadjas nicht immer ohne weiteres rückzuschließen. Da wäre zum Beispiel das Sonnen-Thema der neuen Scheibe - auf dieser und im Live-Kontext durch kleine, intensive Instrumental-Vignetten und durch den Song "Same Sun" dargestellt: "In dem Song geht es darum, sich in der gleichen Geschwindigkeit zu bewegen wie die Erde", erklärte Nadja, "nur in der anderen Richtung, um immer von der Sonne beschienen zu werden. Das ist ein Konzept, das wir selbst zwar noch nicht ausprobiert haben, das wir aber interessant genug fanden, es zum Thema der Scheibe zu machen." Und dann gibt es da ja noch diesen Song "Cities", in dem es darum zu gehen scheint, immer um Städte herumzufahren, was ganz schön monoton sein kann. Im Refrain heißt es immer wieder "variety, monotony, history, futurity" - was keinen Sinn zu machen scheint, bis man dann erfährt, was es damit auf sich hat. "Wir waren auf Tour mit dieser bekannteren Band", verriet Nadja halb, "und hatten uns schon gefreut, mit denen zusammen im Nightliner zu fahren und auf größeren Bühnen zu spielen. Am Ende war das aber die langweiligste Tour unseres Lebens - weil man irgendwann gar nicht mehr aus dem Nightliner rauskam und gar nichts von den Städten, die wir besuchten, sehen konnten. Stattdessen fuhren wir immer nur um diese herum." Schön, wenn man als Zuhörer auf Live-Konzerten das Vorgetragene dann auch gleich mal erklärt bekommt - sowas hilft, Missverständnisse zu vermeiden.
Musikalisch funktionierte die Sache immer dann am besten, wenn Nadja und Daniel locker drauflos jammten. Ein Highlight war so zum Beispiel der ältere Track "Bow & Arrow", wobei Nadja zunächst mal ein Gitarrenriff sampelte, zu dem sie dann selbst mit sich jammte und Daniel das Drum-Motiv mit diversen Bass-Sounds und Effekten verlängerte. Tatsächlich entwickelten sich so - trotz des Gebrauchs von elektronischen Elementen und vorprogrammierten Patches - echte, mitreißende Live-Versionen. Auch wenn sich die Binoculers zurücknahmen, wie zum Beispiel bei der reduzierten Version des neuen Tracks "Saturate The Darkness", bei dem Daniel zum Bass griff und die Drums außen vorließ, funktionierte das Konzept, sich von den Studio-Versionen so weit wie nötig zu entfernen, ganz prächtig. Als Referenz vielleicht noch von Interesse war der Umstand, dass die Binoculers mit der Kombination von organischen und elektronischen Bestandteilen und insbesondere in Bezug auf die Harmonieführung - zumindest auf "Sun Sounds" und bei diesem Konzert - in Bereiche vorstießen, die so elegant vielleicht nur noch von Air in deren besten Momenten bedient werden. Am Ende überzeugten die Binoculers als "Live-Band" durchaus - auch wenn der Vortrag selbst eigentlich sympathisch schüchtern rüberkam. Ach ja: Binoculers heißt das Projekt deswegen, weil die richtige Schreibweise ("Binoculars") dazu geführt hätte, dass man beim Googeln ausschließlich Ferngläser gefunden hätte...

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Surfempfehlung:
www.binoculers.de
www.facebook.com/Binoculersmusic
binoculers.bandcamp.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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