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Stilvoll

Frazey Ford & The Quiet Revolution

Köln, Stereo Wonderland
17.10.2015
Frazey Ford
In Nordamerika ist Frazey Ford inzwischen so bekannt, dass sie in altehrwürdigen Theatern auftreten kann, die ihren Namen auf dem Vordach in großen leuchtenden Buchstaben ankündigen. Selbst in Holland ist die Kanadierin ein richtiger Star. Mit ihrem ausgezeichneten aktuellen Album "Indian Ocean" stürmte die zum Soul konvertierte frühere Frontfrau des Folk-Ensembles The Be Good Tanyas bei unseren Nachbarn im Frühjahr die Charts und spielt dort nun auch in größeren Sälen und kann es sich sogar leisten, ihre feine Touringband allabendlich mit lokalen Bläsern zu verstärken. In Köln dagegen war der Vorverkauf so erschreckend schwach, dass ihr Auftritt vom nun auch nicht gerade gigantisch großen Gebäude 9 ins kleine Stereo Wonderland verlegt wurde. Für gewöhnlich hat so etwas immer einen faden Beigeschmack, in diesem speziellen Fall hatte es aber sogar etwas für sich. Schließlich passt die Art von Memphis Soul mit deutlichem 70s-Einschlag, wie ihn Miss Ford und ihre vierköpfige Band zelebrieren, viel eher in eine stickige Bar mit winziger, kniehoher Bühne und knallrotem Licht als in eine alte Industriehalle, die sonst zumeist den Helden des Indierock eine Zuflucht bietet.
Frazey Ford
"Das war ja richtig voll", wundert sich nach dem Konzert ein Vertreter des örtlichen Veranstalters. Stimmt, als Frazey und die Ihren um 21.00 Uhr auf die Bühne kommen, ist es rappelvoll in der Bar gegenüber von Luxor und Blue Shell. Etwa einhundert Leute knubbeln sich vor der Bühne und weiter hinten stehen viele auf Stühlen und Bänken, um überhaupt noch einen Blick auf die Band erhaschen zu können. "Danke fürs Kommen, schließlich sind wir zum allerersten Mal in Köln", sagt Frazey dann auch sichtlich glücklich und legt gleich mit "You're Not Free" und "Runnin'" los, zwei hinreißend entspannten Groove-Songs, denen zwar etwas die Bläser und die satten Hammondorgel-Klänge der Studioversionen fehlen, die aber allein durch die perfekte Kombination von Frazeys eigentümlichem Vibrato-Gesang und der glockenklaren Stimme ihrer entzückenden Back-up-Sängerin Caroline Ballhorn Südstaaten-Soul-Authentizität verströmen, und auch ältere Songs wie "Bird Of Paradise" bekommen live eine Extraportion Soul-Feeling. "You Got Religion" deutet dagegen in Richtung Gospel, und "Ootischenia", ein Rückgriff auf ihre Be Good Tanyas-Zeit, führt sie auch musikalisch zurück zu ihren Folk-Wurzeln. Doch obwohl die meisten Lieder langsam sind und leise knisternde Atmosphäre verbreiten - Frazeys Band nennt sich nicht umsonst The Quiet Revolution -, beweisen "Done" und "Separatin'", dass es auch ohne angezogene Handbremse geht.
Frazey Ford
Selbst die lange Pause, die nach einigen Liedern entsteht, weil Frazeys Instrument versagt ("Mit Gitarre klingt das alles viel besser", versichert sie uns), ist richtig unterhaltsam. Zwar sagt sie zunächst noch augenzwinkernd: "Wenn ich etwas zu erzählen hätte, wäre jetzt der richtige Moment dafür", doch als sich das Beheben des Fehlers in die Länge zieht, fängt sie doch noch an zu plaudern, erzählt von Tourerlebnissen in England, Belgien und Frankreich, lobt das deutsche Frühstück und überlegt am Ende sogar laut, mit welcher Unplugged-Nummer sie die Pause überbrücken könnte: "Kennt ihr 'Kumbaya My Lord'"?, fragt sie grinsend. "Oder wie wär's mit etwas von Cat Stevens?" Mehr als zu einer Zeile aus dessen "Father & Son" kommt sie allerdings nicht, weil ihr die Gitarre der Schweizer Vorgruppe Serafyn gereicht wird und es mit dem regulären Programm weitergehen kann.

Unter die fast immer mit ausführlichen Ansagen eingeleiteten Songs ihrer beiden Soloalben streut sie auch einige Coverversionen. So singt sie zuerst "The Happy Song" von Otis Redding ("Das ist der einzige fröhliche Song, den ihr heute Abend zu hören bekommt") und dann sogar spontan noch eine perfekt zwischen Folk und Soul angesiedelte Version von Bob Dylans "One More Cup Of Coffee", die klingt wie alles an diesem Abend: sehr stilvoll.

Surfempfehlung:
www.frazeyford.com
www.facebook.com/frazeyford
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
 

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