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Konzert-Bericht
 
Zwischen den Stilen

Veronika Morscher

Köln, Café Central
07.06.2015

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Veronika Morscher
Das Kölner Café Central war bislang ja eher als Studenten- und Künstler-Kneipe, denn als offensichtliches Konzert-Venue für ganze Bands in Erscheinung getreten; empfahl sich aber mit dieser Veranstaltung durchaus als solches - und zwar gleich aus mehreren Gründen: Mit wenigen Handgriffen war der Durchgang zum anschließenden Hotel in eine Quasi-Bühne auf Augenhöhe mit dem Zuschauer verwandelt worden, der Tontechniker verstand sein Geschäft, die Zuschauer konnten während des Konzertes an den entsprechend angeordneten Tischen verköstigt werden und - was am Wichtigsten ist - die Cappuccino-Maschine hatte während des Konzertes Pause. Geladen hatten Veronika Morscher und ihr Quintett.
Das war aber gewissermaßen nur ein "Nom de Plume", denn zusammen mit der zwischen Österreich und Köln pendelnden Veronika Morscher standen - je nach Bedarf - zwischen drei und sechs Musiker auf der Bühne. Veronika, die ihre musikalische Ausbildung unter anderem am renommierten Berklee College Of Music genoss und dort internationale Kontakte zur Songwriter und vor allen Dingen zur Jazz-Szene pflegte, setzte diese Tradition bei ihrem Konzert anlässlich der Präsentation der CD ihres neuen Projektes The Owl Ones durchaus fort: Ihre Band bestand aus dem Amerikaner Mike Bono, dem Iren Matthew Halpin, dem Italiener Roberto Giaquinto sowie diversen Kölner Musikern (unter anderem Co-Vokalistin Laura Totenhagen, die mit ihrer so ganz anderen Tonlage einen interessantest Kontrast zu Veronikas Gesang präsentierte). Da diese aus der Jazzer-Szene stammen, stand das Konzert dann auch vornehmlich unter diesem Stern - wobei ausdrücklich dazu gesagt werden muss, dass Veronika Morscher zunächst und vor allem als Songwriterin und Geschichtenerzählerin zu verstehen ist. Der oft in diesem Genre anzutreffende Notwendigkeitsfaktor generischer Herzschmerz-Lyrics ist bei Veronika Morscher nicht zu beobachten. In Ihren Stücken geht es um so unterschiedliche Dinge wie Großmütter, Vögel und Idole, Entfremdung und Akzeptanz, Beziehungstricks und mittelbar auch ums Möbelrücken.
Dazu aber später mehr: Zunächst mal entpuppte sich Veronika als redselige Entertainerin, die die zum Teil abenteuerlichen Gedankenkonstruktionen, aus denen heraus ihre sympathisch umständlichen Geschichten und Gedankenwelten entstehen, zwischen den Tracks ausführlich erläuterte. Das macht insofern Sinn, als dass sie sich während des Vortrages ja - genrebedingt - des Öfteren Auszeiten gönnen muss, während der sich dann ihre Musiker solistisch betätigen. Des Weiteren outete sich Veronika als Musikfan mit bemerkenswert breitem stilistischem Bewusstsein. So coverte sie etwa Tracks von so unterschiedlichen Acts wie Anaïs Mitchell, Van Morrison oder auch von Boy. Hinzu kamen Hommagen an den Willy Wonka-Soundtrack und Ella Fitzgerald. Den Kern der Show bildeten aber Kompositionen von Veronika und ihren Musikern, die hauptsächlich von ihren bislang zwei Veröffentlichungen "My Heart On A String" und "Shadow Loves The Sun" stammen, aber auch neue Tracks beinhaltete. Insbesondere auf "My Heart On A String" versteht es Veronika dabei, ihre meist balladesk angelegten Stücke in einem eleganten Stilmix aus Jazz, Folk, Pop, Soul, Blues und ein wenig Klassik zu einer faszinierenden Melange zu verquicken, die durchaus Vergleichen mit den ganz großen dieser Art (z.B. Ricke Lee Jones, Diana Krall oder Joni Mitchell) standhält.

Im Live-Kontext in Köln ging das Ganze sehr viel deutlicher in Richtung Jazz. Das führte dennoch zu immer wieder überraschenden und spannenden Konstellationen mit einer großen Bandbreite. Das reichte dann von der typischen Torch-Song-Ballade - wie etwa der Hommage an Veronikas Großmutter "Josefine" über avantgardistisches musikalisches Möbelrücken wie "Moving Furniture" von Saxophonist Matthew Halpin, von der Veronika sagte, dass sie diese zwar gut fände, aber auch ein wenig komisch (und aus der sich dann eine genial verschleppte, tranceartige Version von Van Morrisons "Moondance" herausschälte), bis hin zur Morscher-eigenen Up-Tempo-Komposition "Unseen", die dann druckvoll irgendwo zwischen Pop und sogar Rock-Ansätzen endete. Hinzu kamen fast transzendente Lesungen von Anaïs Mitchells "He Did" oder ihrer eigenen Songs "Is It What They Call Love", "High" oder "Young And Wild", die es bislang noch nicht auf Tonträger schafften. Vielleicht am überraschendsten aber auch am interessantesten war dann allerdings eine Cover-Version des Boy-Songs "Skin", bei der federnde Grooves, die angenehm eingängige Melodie und Hookline des zugrundeliegenden Folkpop-Songs und ein Bebop-Break aufeinanderprallten. Was auf dem Papier vielleicht nach einer musikalischen Wurzelbehandlung klingt, funktionierte dann als Genreclash aber doch sehr gut. Sagen wir mal so: Auch wenn sich dieses Konzert eher an die Genrefreunde zu richten schien, offenbarte sich Veronika Morscher hier vor allem als begnadete Songwriterin (und Performerin) mit Überblick zwischen den Stilen, die sicherlich auch für Musikfreunde außerhalb des nach wie vor eher etwas elitären Jazz-Zirkels von Interesse sein dürfte.



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Surfempfehlung:
www.veronikamorscher.com
www.facebook.com/veronikamorschermusic
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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