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Judas! Tom goes electric!

Tom Liwa

Dortmund, Subrosa
23.05.2013

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Tom Liwa
Tom Liwa ist immer für eine Überraschung gut: Obwohl wir die Konzerte des Duisburger Singer/Songwriters in den letzten Jahren nun wirklich regelmäßig besucht haben, war keins wie das nächste. Mal spielte er unangekündigt nur seine zahlreichen Hits, dann wieder brachte er fast ausschließlich neue Songs mit ungewohntem lateinamerikanischem Flair zu Gehör, und zuletzt griff er statt zur Akustikgitarre lieber zur Ukulele, um die Songs seines aktuellen Solowerkes "Goldrausch" originalgetreu zu interpretieren. Auch dieses Mal präsentierte sich Liwa von einer neuen, unerwarteten Seite: Im Subrosa tauschte er die akustische gegen eine Stromgitarre und ließ so auch die Songs anders klingen, die von der letztjährigen Setlist noch übrig geblieben waren.
So richtig geheuer schien dem Ruhrpott-Barden der Schritt allerdings selbst nicht zu sein: Zwar legte er nach einem langen, wohlwollend als jazzig zu bezeichnenden Intro gleich mit seinem heimlichen Hit, "Für die linke Spur zu langsam", los, doch danach beugte er sich mit skeptischem Blick gen Publikum, als brauche er dringend Bestätigung für sein Tun. Doch anders als bei Bob Dylan, der mit seiner Entscheidung, elektrisch zu spielen, der Folk-Welt 1965/66 gehörig vor den Kopf stieß, rief im Subrosa niemand "Judas!", nein, es gab verdientermaßen warmen Applaus. Schließlich war Liwa mit der Stratocaster in Händen nicht einfach nur lauter, er sang und spielte viele Songs auch anders. So verwandelte sich "Gelogen" fast in einen Power-Pop-Song und "Herz aus Stein" glänzte (noch) mehr als sonst mit Dylan'scher Phrasierung. Auch "Eng in meinem Leben" hatte was von Dylan 1966, als Liwa weitab des Mikros dem Publikum den Text entgegenbrüllte, und "Saving Grace" aus dem aktuellen Flowerpornoes-Album, "Ich liebe Menschen wie ihr", bestach mit satten Rock'n'Roll-Riffs.

Den Eindruck, dass er sich als Stromgitarrist vor allem an Jimi Hendrix orientierte, verstärkte Liwa zusätzlich dadurch, dass er am Ende von besagtem "Saving Grace" kurz Hendrix' "Crosstown Traffic" zitierte. Überhaupt beließ er es an diesem Abend anders als in den letzten Jahren bei kurzen Coverzitaten, die er in die Outros seiner eigenen Songs einstreute, darunter "Dreams" von Fleetwood Mac, "Bad Moon Rising" von CCR oder John Coltranes "A Love Supreme". Besonders interessant waren in diesem Kontext natürlich die Songs, die auf Platte mit betont sparsamen Mitteln und unplugged arrangiert waren. Vor allem die Lieder aus "Goldrausch" krempelte Liwa dabei vollkommen um. Aus "Verlorenes Wochenende" wurde eine teils a cappella vorgetragene Swing-Jazz-Nummer, aus "Dein Wille geschehe" ein störrischer Reggae.

Bei so viel Neuem wären Ansagen eh überflüssig gewesen, deshalb sparte sich Liwa den Schlagabtausch mit dem Publikum in der ersten Hälfte des Konzerts komplett. Nach etwa einer Dreiviertelstunde wendete er sich erstmals ans Publikum und sagte: "Vielen Dank - wie lange noch?" Lange geprobt hatte er den "elektrischen Tom" offenbar nicht, wie die in der zweiten Hälfte immer länger werdenden Denkpausen zwischen den einzelnen Songs bewiesen. So kam das Dortmunder Publikum letztlich doch noch in den Genuss einer Coverversion, "Love In Mind" von Neil Young. Die Songs seiner "südamerikanischen Phase" spielten an diesem Abend dagegen keine große Rolle. Gerade einmal zwei Songs des unvollendeten Albums gab es zu hören. Schade nur, dass die ausgezeichnete Dresdner Singer/Songwriterin Saskia Lippold Liwa zwar nach Dortmund begleitete, ihm allerdings lediglich als verbale Sparringspartnerin in Kapodaster-Fragen diente und nicht selbst auf die Bühne durfte.

Bei der Zugabe widmete sich Liwa dann noch einmal seinen Hits, brachte "Lieber als hier" und "Stunde des Zweifels" und freute sich, inzwischen etwas kommunikativer als zu Beginn, am Ende gemeinsam mit dem Publikum über den gelungenen Auftritt: "Keine Texte verkackt", rief er lachend. "Hammer!", lautete deshalb sein Fazit des Abends. Wir schließen uns da gerne an!

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Surfempfehlung:
www.tomliwa.de
www.flowerpornoes.at
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
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