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Konzert-Bericht
 
Bring your own God

Sarah Lee Guthrie & Johnny Irion
Jennie Lowe Stearns

Ottersum, Nightclub Cultureelpodium Roepaen
25.09.2011

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Sarah Lee Guthrie & Johnny Irion
Eine doppelte Premiere galt es bei diesem Konzertnachmittag im Nightclub des Cultureelpodiums Roepaen zu feiern: Songwriterin Jennie Stearns (die nun den zweiten Namen "Lowe" im Titel führt) präsentierte ihr neues Album "Blurry Edges" und die Arlo Guthrie-Tochter Sarah Lee und ihr Hubby Johnny Irion spielten erstmals Songs ihres demnächst erscheinenden Werkes "Bright Examples" (das zusammen mit Vetiver, Gary Louris, Mark Olson und Neal Casal eingespielt wurde).
Leider blieb die Sache ein wenig im Dunkeln. Und zwar im wörtlichen Sinne: Die neue Lichtanlage des Clubs funktionierte nicht, weswegen alle Musikanten mit drei Lämpchen auskommen mussten - was nicht so recht klappen wollte. Nicht, dass sich dadurch jemand abschrecken ließ. Ganz im Gegenteil: Jennie Stearns schien sich in der Rolle der Schattenfrau sogar ganz wohl zu fühlen und machte gar nicht den Versuch, in einen der schummrigen Lichtkegel zu treten. Nun ist der Stil von Jennie ja auch nicht gerade der, den man als extrovertiert bezeichnen würde. Das zeigt sich auch auf dem zurückhaltend inszenierten neuen Werk "Blurry Edges", das fast ohne E-Gitarre und schon gar ohne laute Töne auskommt. Mehr noch: Jennie und ihre beiden Musiker, Drummerin Cathy Ziegler und Pianist Michael Stark, spielten die neuen Songs live sogar druckvoller als auf der CD. Insbesondere Stark überzeugte dabei mit den gegenüber der CD besseren Einfällen und einem kleinen Effektpedal, mittels dessen er seinem Instrument eher ungewöhnliche, hallige Sounds entlockte. Das muss er wohl bei seinem anderen Job als Keyboarder bei Johnny Dowd gelernt haben. Apropos Johny Dowd: Johnny und Jennie haben sich über eine gegenseitige Wertschätzung kennen gelernt und so wunderte es auch nicht, dass Jenny Dowd als Inspirationsquelle für ihre eigenen Songs anführte. Ein bisschen lernte man auch so, wie Songwriting zuweilen funktioniert: Bei einem Konzert habe sie die Reggae Gruppe Mighty Diamonds gesehen, so Jennie, die sie dann dermaßen beeindruckt habe, dass sie ein Lied über diese Band geschrieben habe. Hier gab es dann auch ein wenig mehr Inbrunst als bei den anderen Songs, die - trotz eines Titels wie "Lose Control" - eher zu kontrolliert dargeboten wurden. Immer dann, wenn Jennie ihr zweifelsohne vorhandenes Gefühl für cleveres Songwriting richtig einsetzte - etwa beim sich langsam aufbauschenden Titeltrack des neuen Albums -, ergeben sich durchaus memorable Momente.
In der kurzen Umbaupause gelang es einem Techniker, zumindest einen der Scheinwerfer tatsächlich auf die Musiker zu richten, weswegen man dann Sarah Lee Guthrie und Johnny Irion und ihre beiden Musiker durchaus auch sehen konnte. Das war nicht ganz unwichtig, denn anders als auf den Scheiben, wo sich Sarah Lee eher mit einer Rolle in der zweiten Reihe begnügt, steht sie bei den Live-Konzerten im Mittelpunkt - und unterhält das Publikum einfach mit Anekdoten aus ihrem bewegten Lebens, das nunmal durch den Umstand bestimmt wird, dass ihr Vater Arlo und ihr Großvater Woody heißt. Und ihr Mann heißt Johnny und der ist ein begnadeter Songwriter vor dem Herrn. Wo das erste gemeinsame Album "Exploration" begann, setzt "Bright Examples" auf - und expandiert von dort. Nebenher veröffentlichten die beiden noch eine CD mit Kinderliedern "Go Waggaloo" (die beiden kleinen Töchter durften beim Konzert mit auf die Bühne) und Johnny spielte die Solo-CD "Ex Tempore" ein. Trotz allem war das nicht alles, was die Guthries im Gepäck hatten: Johnny hatte schon wieder neue Songs geschrieben und dann gab es noch die Coverversion "Spin, Spin, Spin", die die Witwe von Jim Croce, Ingrid, herausgekramt und Sarah zugesteckt hatte. Die Tatsache, in einem gewesenen Kloster aufzutreten, nutzte Sarah, eine Arlo-Anekdote zu erzählen, die sie miterlebt hatte: Als Arlo die Kirche, die man aus dem Film "Alices Restaurant" kennt, übernahm, kam ein Priester vorbei und fragte, welche Art von Kirche das denn zukünftig sein solle, worauf Arlo antwortete, dass dies eine Kirche sei, in der man seinen eigenen Gott mitbringen könne. Irgendwie beeinflusste das auch einen der Songs des Duos - allzu spezifisch wurden sie dabei aber nicht, denn viele der Nummern - so etwa auch Sarahs neuer Song "Seven Sisters" sind ganz klassisch von spirituellen Erwägungen inspiriert. Die Songs - insbesondere die der neuen CD - sind allesamt komplexe, kleine Gesamtkunstwerke, bei denen sich der Zuhörer zuweilen fragt, wie sich die beiden Protagonisten die ganzen Akkord- und Harmoniefolgen merken können, die sie für gewöhnlich in ihre Arbeiten stecken. Auf der Bühne scheint das kein Problem zu sein, denn die Guthries touren dermaßen intensiv, dass ihnen das umtriebige Umeinander ganz selbstverständlich in Fleisch und Blut übergegangen zu sein scheint. Das gilt insbesondere für die Harmoniegesänge, um die herum das ganze Songmaterial meist verankert wurde. Und das Publikum wurde gesangstechnisch einfach angelernt. Insgesamt kamen die Songs in der klassischen Quartettbesetzung vielleicht weniger soulig rüber, als auf den Scheiben - was aber hauptsächlich daran lag, dass keine Keyboards und mehr Akustikgitarre als auf Konserve eingesetzt wurden. Dennoch ließ es sich insbesondere Johnny Irion nicht nehmen, auch als extrovertierter Instrumentalist zu glänzen. Natürlich hatte das Ganze schon einen gewissen Retro-Touch - aber einen von dieser selbstverständlichen, unaufgesetzten Art, die sich ansonsten nur einstellt, wenn Künstler spielen, die mindestens doppelt so alt sind, wie die Guthries. Die können aber offensichtlich gar nicht anders, als die klassische Manier ihrer Vorfahren konsequent weiter zu betreiben. Zum Abschluss des Konzertes setzten sich die Musiker auf den Bühnenrand und spielten eine Akustik-Version des Songs "When The Lilacs Are In Bloom", den Johnny auf eine Bemerkung Arlos hin geschrieben hatte. Zu dumm nur, dass es so etwas nicht auch auf unseren Bühnen zu sehen gibt - aber Sarah Lee Guthrie und Johnny Irion werden schon wissen, warum sie lieber durch Benelux, Skandinavien und England touren...

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Surfempfehlung:
www.sarahleeandjohnny.com
www.jenniestearns.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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