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Konzert-Bericht
 
Loud music will never die, but you will

Mogwai
RM Hubbert

Hamburg, Gruenspan
28.03.2011
Mogwai
Fünf Euro des Ticketpreises und fünf Euro Spende von jedem Gast auf der Liste für die Katastrophenopfer in Japan - das macht nicht jede Band. Mogwai tun es. Und das ist nur einer der Gründe, wegen denen man die fünf Soundtüftler aus Glasgow lieben sollte. Seit mehreren Jahren schon sprießen weltweit Post-Rock-Bands fast wie Unkraut aus dem Boden. Doch auch nach all der Zeit sind Mogwai ihren vielen Nachahmern immer mindestens einen Schritt voraus. Heute Abend sind sie mit ihrem neuen, brillanten Album "Hardcore Will Never Die, But You Will" zu Gast im Hamburger Gruenspan, um genau das zu zeigen.
Zunächst aber darf RM Hubbert, ebenfalls aus Glasgow, den Abend eröffnen. RM Hubbert ist ein Koloss von einem Mann, der sich ganz allein mit seiner Akustikgitarre auf einen Stuhl vorne am Bühnenrand setzt. Ohne Kommentar fängt er an zu spielen. Dass das nächste Mikro fast zwei Meter entfernt steht, ist kein Versehen der Stagehands: Gesungen wird hier nicht. Erst nach dem ersten, ziemlich langen Stück zieht RM Hubbert das Mikrofon zu sich, um sich kurz und knapp vorzustellen.

Ohne weitere Umschweife greift er danach direkt wieder in die Saiten. RM Hubbert spielt eine Mischung aus Akustik-Folk, vertrackten, post-rock-typischen Arrangements und Ambient-Sounds, die stellenweise durchaus zu begeistern weiß - das Publikum dankt es mit artigem Applaus, über dessen Lautstärke man bei der leisen One-Man-Show vor Mogwai ein wenig überrascht sein könnte. Besonders beeindruckend zu sehen ist, wie RM Hubbert teilweise auf seiner Gitarre gleichzeitig Lead und Rhythmus und obendrein auch noch Percussion spielt - dass seine riesigen Hände dafür genau richtig sind, sieht man sogar von der Galerie aus. Bezüge zu Glasgows Musikszene sind jedenfalls unverkennbar herauszuhören. Ob RM Hubbert bewusst als Kontrastprogramm zu den Lärmwänden, die Mogwai später noch liefern sollen, ausgewählt wurde, bleibt aber unklar.

Eigentlich sollte man meinen, dass es nicht allzu lange dauert, einen Hocker und ein Mikrofon abzubauen. Mogwai gönnen sich aber trotzdem nochmal etwa eine halbe Stunde Divenpause und lassen nochmal alles ordentlich soundchecken. Recht haben sie - und am Ende profitieren schließlich alle, also auch das Publikum, davon. Denn schließlich ist bei einem Mogwai-Konzert kaum etwas so wichtig wie guter Klang. Und ein gut aufgelegte Band natürlich. Die betritt wenig später unter tosendem Applaus endlich die Bühne und beginnt ihr Set sogleich mit "White Noise", dem Opener von "Hardcore Will Never Die, But You Will". Sofort begibt sich das Publikum, das zuvor bei dem leisen Auftritt von RM Hubbert unhöflicherweise noch relativ viel gequatscht hat, in ein andächtiges Schweigen. Das Unhöfliche daran ist, dass Mogwai es - wie immer - gar nicht nötig gehabt hätten, dass jemand still ist: Mit ihrer Wall Of Sound bügeln sie sowieso alles weg und auch als vorbelasteter Konzertgänger ist man definitiv auf Ohrstöpsel angewiesen.

Der Sound im Gruenspan ist phänomenal: Vom Boden der Galerie fährt uns ein leichtes Kribbeln in die Beine, der Bass drückt angenehm auf den Bauch und über allem thronen glasklar die Gitarren von John Cummings und Stuart Braithwaite. Barry Burns sorgt mit seinem Keyboard dafür, dass auch die letzten freien Nischen im Saal komplett mit Klang erfüllt sind. So muss sich ein Konzert anfühlen. Die Musik in all ihren Facetten geradezu physisch spüren - das gibt es in dieser besonderen Form nur bei Mogwai. Wie gewohnt ist die Band zwischen ihren Stücken bis auf Braithwaites "Dankeschön, thank you very much, cheers!" eher schweigsam. Sie lassen lieber die Instrumente und ihre Musik sprechen und das funktioniert heute Abend hervorragend. Unterstützt wird die Band dabei von einer großen Videoleinwand, auf der immer wieder Clips laufen. Die einzigartige Stimmung der Musik wird insbesondere von den Zeitrafferaufnahmen von Glasgow, der Heimatstadt von Mogwai, denen auch das aktuelle Albumcover entnommen ist, untermalt. Noch schöner ist allerdings eine lange Sequenz, die einen Fahrradfahrer in einem Regencape bei einer Tour durch eine malerische, wahrscheinlich ebenfalls schottische Landschaft zeigt. Einen besseren Soundtrack zu solch einer Fahrt kann man sich in diesem Moment nicht vorstellen.

Mogwai stellen während des Konzerts bis auf wenige Ausnahmen fast ihr gesamtes neues Album vor: Die Vorab-MP3-Singles, "Rano Pano" und "San Pedro", ernten natürlich besonderen Beifall. Dies wird nur noch bei älteren Stücken wie "Killing All The Flies", "I'm Jim Morrison, I'm Dead" und natürlich "Auto Rock" übertroffen. Als letztes Stück gab es "Mexican Grand Prix", bei dem Luke Sutherland, der auch zuvor schon als Violinist auf der Bühne stand, als Gastsänger fungierte.

Etwas weniger gelungen als Sutherlands Performance geriet dann leider Braithwaites Gesang bei der ersten Zugabe "George Square Thatcher Death Party". Das Falsetto wirkte nicht unbedingt gekonnt - vielleicht wäre hier ein anderes Stück, z.B. das schmerzlich vermisste "Xmas Steps", eine bessere Wahl gewesen. Dafür wurde das Publikum dann mit "Mogwai Fear Satan" entschädigt. Hierbei hätte man im ausverkauften Gruenspan die sprichwörtliche Stecknadel in die atemlose Stille des Publikums fallen hören können, bevor das Gitarrengewitter vollends losbrach und als Finale "Glasgow Mega-Snake" einläutete.
Surfempfehlung:
www.mogwai.co.uk
www.myspace.com/mogwai
de.wikipedia.org/wiki/Mogwai
www.lastfm.de/music/Mogwai
www.rmhubbert.com
www.myspace.com/rmhubbert
www.lastfm.de/music/RM+Hubbert
Text: -Felix Maliers-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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