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Konzert-Bericht
 
Pop trifft Krach im Molotow

The Joy Formidable
Balthazar

Hamburg, Molotow
03.03.2011
The Joy Formidable
Wie oft erlebt man es, dass bei einem Konzert zwei Bands nacheinander auftreten - eine Vorband und ein Haupact -, die so gar nicht zusammenpassen wollen. Der größte Teil des Publikums ist in der Regal nur da, um die Hauptband zu sehen, manche Leute kommen vielleicht sogar nur wegen der Vorband. Jedenfalls ist fast immer irgendjemand aus seinem subjektiven Empfinden heraus von irgendeiner der beiden Bands genervt oder gelangweilt. Auch an diesem Donnerstagabend im Hamburger Molotow könnten die Bands stilistisch kaum verschiedener sein. Zwei Verbindungen zwischen den Bands gibt es dennoch: Beide stehen gerade in den Startlöchern, im Europa des Jahres 2011 ein großes Ding zu werden und beide Bands wissen heute das Publikum auf ihre ganze eigene Art und Weise zu begeistern - und das ist der Unterschied zu vielen anderen Konzerten.
Zunächst betreten Balthazar aus Genth in Belgien die Bühne. Die fünf sind noch blutjung und man merkt dem Publikum an, dass es noch nicht so recht weiß, was es erwarten soll - zwar hatten die Belgier vor nicht allzu langer Zeit einen überzeugenden Auftritt beim Eurosonic-Festival in Groningen, wo sich vielversprechende Bands aus ganz Europa der versammelten Musikjournaille präsentieren - aber noch ist der mögliche Hype nicht so recht angerollt. Das kann sich aber schlagartig ändern, denn Balthazar sind gut. Und das merkt auch spätestens das Hamburger Publikum schon nach dem ersten Song. Der heißt "Fifteen Floors" und klingt ein bisschen so, wie die Cold War Kids mal klangen: bluesig, funky, rhythmisch vertrackt - spannend. Es sind erste Tanzbewegungen im Publikum auszumachen und das vollkommen zu recht. Im Folgenden zeigt sich, dass Balthazar nicht nur eine, sondern gleich zwei Rampensäue als Frontmänner und Lead-Sänger haben und das macht richtig Spaß. Der eine mehr so der Mädchenschwarm, der andere ein schlaksiger White-Trash-Typ mit schrägem T-Shirt, schrägen Oberlippenbart und noch schrägerem Mini-Zopf im Nacken. Vor allem aber wird deutlich, dass Balthazar ein bisschen mehr drauf haben als nur Bluesrock. Musikalisch bewegen sie sich spielend zwischen den Stilen hin und her und setzen dabei vor allem auf zackige Rhythmen, die es in sich haben. Zu denen wird mittlerweile ordentlich getanzt - sowohl vor als auch auf der Bühne. Zum Glück hat das Quintett einige Exemplare ihres Albums mitgebracht, welches in Deutschland eigentlich noch gar nicht zu haben ist. Das wird in der Umbaupause auch prompt zahlreich gekauft. Heute Abend hat die Band nämlich garantiert viele neue Freunde gefunden - wir sehen uns dann im Mai beim Immergut Festival.

Nach der Pause lassen The Joy Formidable divenmäßig noch ein bisschen auf sich warten. Als es dann endlich losgeht, fungiert der Opener "The Everchanging Spectrum Of A Lie" ihres gerade erst erschienenen Debütalbums mit dem bezeichnenden Titel "The Big Roar" auch heute Abend als Eröffnung für ihr Konzert. Und so wird auch dieses Konzert bestimmt vom großen Gebrüll der Gitarre und des Basses von Sängerin Ritzy Bryan und Bassisten Rhydian Dafydd. An letzterem Namen kann man erkennen: The Joy Formidable kommen aus Wales. Mittlerweile wohnen sie aber in London, um von dort aus die Insel und danach Europa zu erobern. Dabei sind sie auf einem guten Weg: Schon die erste EP "A Balloon Called Moaning" sorgte für erste Aufmerksamkeit, das neue Album sollte nun den endgültigen Durchbruch bescheren. Denn der Sound der Band ist schon etwas Besonderes: Die Mischung aus grungigem Krach, teilweise shoegaze-artigen Instrumentalpassagen und wunderschonen Pop-Melodien, gesungen zumeist von Ritzy Bryan, hat man schon länger nicht mehr gehört. The Joy Formidable machen hier die ganze große Rocknummer, die normalerweise in ein Stadion gehören würde, und machen daraus auch gar keinen Hehl. Heute abend müssen wir uns allerdings mit dem kleinen Molotow begnügen. Das macht aber nichts, so kann man dafür besonders gut Bryans irren Blick beobachten, den sie gerne auflegt, wenn sie wie manisch auf ihrer Gitarre herumdrischt. Es ist schon erstaunlich wieviel Power in dieser kleinen Frau - und auch in der ganzen Band steckt. Zu Dritt fackeln die hier ein Lärmgewitter ab, von der sich manche Band ein bis zwei Scheiben abschneiden könnte. Aber bei all dem Noise vergessen die drei zum Glück den Pop nicht. Und so ist eigentlich jeder Song der Band eine Hymne für sich: "Cradle", "Austere", "I Don't Want To See You Like This", hier gibt es permanent volles Brett. Ein bisschen schade ist es dann schon, dass ruhigere Stücke wie "Llaw = Wall" oder "9669" nicht gespielt werden. Denn das The Joy Formidable beides können - laut und leise -, haben sie mit ihrer EP und dem neuen Album bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Zur Entschädigung wird als letztes Stück die Single "Whirring", für viele die Einstiegsdroge zu The Joy Formidable, angestimmt. Wie auch in der neuen Version des Songs auf dem Album, die ganz offensichtlich aus den Live-Performances heraus entstanden ist und ihren Weg auf "The Big Roar" gefunden hat, kulminiert der Song in einem bombastischen Instrumental-Outro. Das Molotow scheint fast zu platzen vor lauter Gitarrenwand, Bassgewummer und Sound. Ritzy Bryan verschwindet zwischenzeitlich auf dem Bühnenboden und rockt ihre Gitarre auf Knien, bevor sie dann gänzlich durch das Publikum hindurch im Backstage-Raum des Molotow verschwindet. Grandioser, leider mit 50 Minuten etwas zu kurzer Auftritt der drei Waliser. Da freuen wir uns doch auf mehr.
Surfempfehlung:
www.thejoyformidable.com
www.myspace.com/thejoyformidable
www.lastfm.de/music/The+Joy+Formidable
de.wikipedia.org/wiki/The_Joy_Formidable
www.balthazarband.be
www.myspace.com/balthazarband
www.lastfm.de/music/Balthazar
www.youtube.com/watch?v=CCH2Vi5wvnU
www.youtube.com/watch?v=sa1GU1eHdMA
Text: -Felix Maliers-
Foto: -Pressefreigabe-

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