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Die Serientäterin

Julia A. Noack

Köln, King Georg
03.06.2010

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Julia A. Noack
Alles was recht ist: Das King Georg stellt schon die Königsklasse in Sachen Schwierigkeitsgrad für akustische Songwriter dar. Insbesondere, wenn diese - wie hier im Falle von Julia A. Noack - zu dritt und mit einer Menge Musikkrempel anrücken. Denn wer sich in dem verwinkelten Laden - bauartbedingt - mit allen und jedem arrangieren kann, ohne dabei unterzugehen, der kann auch anderswo mühelos bestehen. Dass das King Georg beim Besuch der ehemaligen Wahl-Kölnerin erfreulicherweise gut gefüllt war, half da nur bedingt. Und so versammelten sich die Zuschauer dann im familiären Rund quasi auf Augenhöhe mit den Musikern (und zuweilen noch dichter dran), um Julia und den Songs ihrer beiden Tonträgern zu lauschen.
Die Idee, die "Berliner Jungs", den Drummer Rainer Winch und den Bassisten Anders Grop, mitzunehmen, erwies sich dabei als goldrichtig. Denn so gelang es mühelos, den sehr eigenwilligen Band-Sound des gerade erschienen Albums "69.9" zu emulieren. Nicht etwa zu kopieren - denn Julia überzeugte hier nicht nur in ihrer Eigenschaft als Songwriterin und Sängerin, sondern erwies sich auch als geschickte Taktiererin mit dem Sampler, den sie sehr akzentuiert einzusetzen wusste. Und als beim letzten Titel. "Leave The Door Ajar" am Ende quasi ein ganzes Weltmusik-Orchester akustisch im Raume stand, da wurde deutlich, dass das auch ein Joseph Arthur nicht besser hinbekommen hätte. Am wichtigsten dabei war übrigens, dass Julia dieses Gimmick nicht zum Selbstzweck entarten ließ, sondern zur punktuellen Unterstützung nutzte. Wie auch ein mitgebrachtes Glockenspiel. Der eigentliche Song stand aber immer im Mittelpunkt. Und der ist bei Julia A. Noack eher trauriger - bzw. melancholischer bzw. ernsthafter - Natur. Eine Lena-Coverversion wurde so z.B. bewusst nicht angeboten. Neben bewusst experimentelle Ideen - wie etwa der hörspielartige Titeltrack in Form eines Avantgarde-Hörspiels, den es zum Einstieg gab - gibt es aber durchaus auch Julia-Songs, die ein lebhaftes Eigenleben führen. Zum Beispiel das munter marschierende "Me And The A.D." oder das von Julia selbst als "fröhlicher" eingestufte "Grizzly Girl". Gerade dieses Variieren mit den Songformaten zeichnet Julia A. Noack auch als Songwriterin aus - und hebt sie aus der Masse derjenigen Kolleginnen ab, die sich die Variation des immer Gleichen auf die Fahnen geschrieben haben. Dass nun auch noch die neue musikalische Offenlegung hinzu kommt: Umso besser.
So spielt Bassist Andersch etwa auf der CD auch noch Tuba und Rainer Winsch überzeugte als wirbelnder Multitasking-Wizard, der auf seinem reduzierten Drumset und dem Apple-Computer eine bemerkenswerte Fülle an Klangmaterial bereitstellte. So kam das Set keineswegs lamentös oder gar depressiv rüber. Was fehlte, war vielleicht eine Prise Blues, so, wie Julia das in "Lay Your Head" andeutete. Das mag allerdings auch an der Art von Musik liegen, die Julia bevorzugt und die nicht unbedingt auf dem Blues basiert. Die Entstehung einiger Songs wurde in Zwischenansagen erhellt - aber nicht zerredet. Dass Julia ein "Serienjunkie" ist, erfuhren wir etwa, und dass sich das zum Teil unmittelbar auf die Songinhalte auswirkt. Was aber z.B. genau mit "69.9" gemeint ist, kann sich nach wie vor jedermann selbst zusammen reimen. Insgesamt darf gesagt werden, dass Julia A. Noack mit dieser Show den Eindruck bestätigte, der sich bereits mit der CD aufdrängte - dass hier nämlich jemand mit einer gewissen Vision und Eigenständigkeit am Werke ist, die sich den üblichen Klischees und Erwartungshaltungen geschickt verweigert. Eigentlich bräuchten wir mehr solcher Künstler!

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Surfempfehlung:
www.julianoack.com
www.myspace.com/julianoack
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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