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Silence is sexy

The Irrepressibles

Köln, Kulturkirche
11.05.2010

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The Irrepressibles
Was muss man eigentlich noch tun, um die Aufmerksamkeit der Massen zu erregen? Reicht es denn jetzt schon nicht mal mehr, mit zehnköpfigem Orchester und jeder Menge Vorschusslorbeeren auf Tour zu gehen, um die Leute hinter dem Ofen hervorzulocken? Einerseits pilgern die Fans zu Antony Hagerty nach Frankfurt - nur weil der Herr bis in die Tagesthemen vorgedrungen ist - und dann bleibt bei einem Auftritt von J. G. McDermott und seinen Ununterdrückbaren die Kölner Kulturkirche halb leer. Ts. Ts. Nun, an der musikalischen und performerischen Qualität des Maestro und der Seinen konnte es nicht gelegen haben.
Im Stile einer großen Oper zelebrierte McDermott die Songs des Debütalbums "Mirror Mirror" - mit großer Geste, einer ausgefeilten Dramaturgie und sogar Choreografie. Zugegeben: Obwohl "Mirror Mirror" gerade eben erst erschien, sind die Irrepressibles keine wirklichen Neulinge. In Großbritannien haben sie sich bereits im Vorfeld der Veröffentlichung den Ruf eines ausgezeichneten Live-Acts erspielt - und das zu recht, wie der Abend belegte. Dieser war dabei in mehrere Teile gegliedert: Zunächst stand McDermott vor einer Spiegelwand und seufzte. Die einzige Beleuchtung in dieser Phase stellten einige große Leuchtbirnen dar, die abwechselnd gezündet wurden und nur einige Lichtinseln im Dunkeln darstellten. Die neun Musiker waren strategisch auf der Bühne verteilt und verhielten sich zunächst unauffällig. Das änderte sich erst, als McDermott nach einigen eher verhaltenen Breathern an den Bühnenrand trat und die erste "Up-Tempo"-Nummer "My Friend Jo" anstimmte. "Up-Tempo" meint hierbei allerdings "mit Dynamik", denn mit dem normalen Vokabular eines Rock-Actes sind The Irrepressibles wirklich nicht zu schlagen. Die Besetzung - vier Streicher, zwei Bläser, Keyboards und Percussion (aber dezidiert kein Drum-Kit) sorgen für eine vielfältige, immer wieder überraschende und wandlungsfähige Basis, auf der sich McDermott mit mehr oder weniger großer Geste auslebt, jubiliert, zelebriert und singt wie eine Sirene. Oder besser gesagt wie Scott Walker auf Speed.
Anders als oft bei dieser Art von Acts kam die Sache aber nicht angeschrägt daher, sondern perfekt inszeniert. McDermott und seine Musikant(innen) wissen, was sie tun und wie man das sauber umsetzen muss. Dazu gehörte die o.a. Choreographie, zu der sich die - phantasievogelmäßig gestylten und geschminkten - Musiker kontrolliert im Takt der Musik wogen und schlängelten, so dass das fast an ein Ballett erinnerte. Obwohl die Songs - naturgemäß - sich recht eng an den Arrangements orientierten, die auf der CD vorgegeben waren (bei dieser Art von Musik sind spontane Improvisationen ja kaum möglich), war das dann doch keine sterile Angelegenheit. Denn zum einen waren die Instrumente anders gewichtet (den Bläsern und Keyboards wurde z.B. deutlich mehr Raum gegeben) und zum anderen kam noch eine Dimension hinzu, die auf Konserve nur andeutungsweise zu erkennen ist (und die McDermott sich für die nächste Scheibe dringend vormerken sollte): Alle Musiker sangen große Teile der Songs mit. Während das auf der CD nur punktuell genutzt wurde (etwa bei "Nuclear Skies"), trugen die fast durchgängigen Harmoniegesänge (und mögen es auch nur "lalalas" gewesen sein) doch sehr zur Abrundung des Klangbildes bei. Ein dramaturgischer Kniff - die anderen sangen ohne Mikro und Verstärkung - sorgte angesichts der Lokalität so durchaus für regelrecht erhabene Momente. Besonders dann, wenn McDermott - wie bei dem eh pathetisch angelegten "In This Shirt", das sogar auf der CD mit einer Art Kirchenorgel unterlegt ist - in die Vollen griff und eine Art leidenden Jesus darstellte. Da hörte das Publikum dermaßen gebannt zu, dass sich McDermott genötigt sah ins Mikro zu flüstern: "Silence… is sexy". Nun - bei Geringeren hätte so etwas lächerlich gewirkt, in diesem Zusammenhang akzeptierte man das als Zuschauer aber durchaus gerne als Teil der Dramaturgie.

Nachdem sich McDermott artig beim zuletzt begeisterten Publikum bedankt hatte, musste die Band noch für zwei Zugaben auf die Bühne - darunter sogar ein neuer Song, der erst auf der nächsten CD zu finden sein wird. Insgesamt war die Sache insofern erfreulich, als das die Irrepressibles bei ihrem Auftritt in Köln die in sie gesetzten Erwartungen und Vorschusslorbeeren dann doch auf eine andere Art erfüllten, als sich hätte vermuten lassen (weniger kitschig nämlich und trotz des immensen Unterhaltungsfaktors ernsthaft und musikalisch makellos). Das einzige Manko dieser Show war ein technisches: Die Starter der auf der Bühne verwendeten Leuchtstoffröhren schlugen auf die Monitore durch, was zu unangenehmen, störenden Knackgeräuschen führte. Da sollte man vielleicht doch lieber auf professionelle (allerdings teurere) Stroboskop-Lampen zurückgreifen. Davon abgesehen war das Konzert der Irrepressibles eines der ganz besonderen Art.

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Surfempfehlung:
www.myspace.com/theirrepressibles
www.theirrepressibles.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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