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Konzert-Bericht
 
Stillstehen!? Nicht möglich!

VNV Nation
Rotersand/ Frozen Plasma

Krefeld, Kulturfabrik/ Dortmund, FZW/ Hannover, Capitol
18.09.2009/ 27.09.2009/ 29.09.2009

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VNV Nation
Die letzten Töne von "Perpetual" sind soeben verklungen, das Hallenlicht geht an - doch die zu erwartende Massenflucht hinaus in die kühle Nacht bleibt aus. Das Publikum verharrt völlig verschwitzt in der viel zu heißen Halle, klatscht, brüllt, bedankt sich mit einem furiosen Applaus für einen Abend, der so brilliant war, dass er einfach noch nicht zu Ende gehen darf. Auf der Bühne: VNV Nation. Mastermind Ronan Harris kann nicht fassen, was er sieht - er strahlt, fordert seine Bandkollegen auf, von den Podesten hinabzusteigen und zu ihm zu kommen. "Krefeld - this is fucking awesome", brüllt er. Und erntet dafür noch mehr Applaus. Er könne nicht fassen, was gerade passiert sei. Und auch später, in seinen MySpace-Einträgen ist zu lesen, dass solch eine Stimmung nicht alle Tage bei VNV-Konzerten zu erleben sei. Die Reaktionen des Publikums machen ihn noch immer sprachlos.
Zugegeben - VNV Nation in der Kulturfabrik zu sehen, hat immer etwas von einem Rausch. Die Musik, die Bühnenperformance, die Lichtshow - sie ziehen das Publikum von der ersten Sekunde an in einen Bann, der sich erst später, nach der Show, wieder legt. Die Krefelder wissen, was auf sie zukommt, wenn VNV Nation ein Konzert in der Kulturfabrik ankündigen: Ein schweißtreibender Abend, der ein gewisses Maß an Euphorie auslöst. Doch mit solch einer Magie, einem Zusammenwachsen von Band und Publikum - damit hat keiner gerechnet, als die ersten Trommelschläge von "Pro Victoria" erklingen.

Gespannt starren die Zuschauer auf die Bühne, während im Hintergrund nacheinander die Worte "Faith", "Power" und "Glory" in weiß auf einer riesigen LED-Leinwand aufblitzen. Vasi Vallis, Mark Jackson und Gabriel Shaw nutzen die Gunst der Stunde und versuchen so unbemerkt wie möglich auf ihre Hintergrundpodeste zu klettern. Sie schaffen es... nicht. Die Menge brüllt gegen den Opener an, bis schließlich ein noch etwas verspannter Ronan Harris auf die Bühne stürmt. Wie immer rast er gleich von Beginn an vom rechten zum linken Bühnenrand und wieder zurück. Singend wohlgemerkt - "Tomorrow Never Comes" mit seinem fein verwobenen Synthie-Melodie-Teppich und den harten Bassbeats erklingt.

Schon jetzt tropft Kondenswasser von der Decke der Kufa, die Temperatur scheint ins Unermessliche gestiegen zu sein. Und doch bewegen sich rund 1.100 Zuschauer - auch wenn sie nur wenig Platz dafür in der ausverkauften Kufa finden. Und schon jetzt entspannt Ronan merklich nicht nur seine Gesichtszüge. Er grinst das Publikum an, redet, gestikuliert wild und wirft schließlich noch einmal die Arme in die Luft. Jubel brandet auf. Und wird schließlich von den Klängen von "Darkangel" geschluckt. Ronan lächelt mittlerweile nicht nur - er strahlt übers ganze Gesicht. Der Anblick der vielen glücklichen Menschen, die sich ihm zuwenden, seine Worte mitsingen und dabei auch noch ausgelassen tanzen - er macht ihn glücklich. Ein Blick von oben bestätigt das: In der ganzen Halle gibt es nicht eine Person, die nicht in den Bann des Electro-Duos gezogen wird. In der ersten Reihe wird getanzt, in der letzten ebenso. Und in der Mitte: Dasselbe Bild. Schwarz gekleidete Menschen mit glücklichem bis entrücktem Gesichtsausdruck.

"Fearless", "Legion" und "Sentinel" verstreichen - und die Stimmung wird noch ausgelassener. Bei "Chrome" fordert Ronan schließlich die Zuschauer zum Mitsingen auf - was ihm gelingt, die Masse ist textsicher. Ronan springt vor Freude nach vorne - und landet mitten im Lichtkegel eines Scheinwerfers. Die Zuschauer lachen, Ronan springt raus und wieder hinein. "Wie Mister Bean", ruft er. Und animiert seine Musikerkollegen auch mal zu springen. Vom Podest in den Lichtkegel. Die Jungs zieren sich zunächst - springen dann aber doch - ein wenig Spaß darf ja auch mal sein. Auch wenn die Songtexte von VNV meist eher ernstere Themen behandeln - verpackt in bittersüße, tanzbare Melodien. Wie die neue Single "The Great Divide". Herzergreifend wird es schließlich bei dem traurig-langsamen "Illusion" - die Bühne noch spärlicher beleuchtet - Ronan im Fokus des Geschehens. Vereinzelt sind Taschentücher zu sehen, Damen und Herren tupfen sich Kajal-Spuren aus dem Gesicht. "Homeward", "The Farthest Star" und schließlich eine unglaublich energiegeladene Performance von "Nemesis". Viel zu schnell verschwinden die vier Männer von der Bühne - das kann doch nicht alles gewesen sein. Wie wir bereits wissen: Natürlich nicht. "Standing" wird kurzerhand einem Fan gewidmet, der Geburtstag hat, der nächste Song birgt eine Überraschung: "Still Waters" wird angespielt - zum zweiten Mal überhaupt. "Solitary" und "Beloved" dürfen schließlich nicht fehlen - und dann gröhlt die Menge wieder los. "Perpetual" - die Hymne zum Mitsingen fängt an...

Mit Frozen Plasma und Rotersand hatten sich VNV Nation zwei Vorpruppen ausgesucht, die eigentlich keine Supportacts mehr sind - das Konzert glich vielmehr einem runden Gesamtpaket. Leider spielten Frozen Plasma eine halbe Stunde zu früh - aber so wie sich die Fans beim letzten Song "Tanz die Revolution" feierten, kann der Gig nicht schlecht gewesen sein. Rotersand lieferten eine ebenso brilliante Show ab - mit Herzblut und jeder Menge Spaß auf der Bühne - doch auch hier: kein Durchkommen mehr... Fazit: Ein absolut gelungener Abend - der in einer ebensolchen Aftershow-Party gipfelte.

Dortmund

"Kommt Leute, schreit lauter", feuert Ronan Harris von VNV Nation sein Dortmunder Publikum an. Er könne auf der Bühne kaum etwas von den Zuschauern hören, die sich eine gute Woche nach dem grandiosen Auftritt im neuen Dortmunder FZW versammelt haben. Die Akustik der Halle sei für Konzerte perfekt - für die Stimmung jedoch tödlich.

Ganz so schlimm ist es nicht, doch trotz viel besserer Sound- und Lichtverhältnisse als in Krefeld will der Funke diesmal nicht so ganz auf das Publikum überspringen. Und gerade bei VNV Nation entscheidet die Interaktion zwischen Band und Publikum zwischen einem gelungenen Auftritt und einem absolut unvergesslichen Konzerterlebnis. Viele tanzen in den vorderen Reihen, aber die meisten Zuhörer stehen weiter hinten an der Theke und hören sich das Konzert in Ruhe an. Mitmachen? Scheinbar zu anstrengend an einem Sonntagabend. Neu in der Setlist sind "Testament", "Further", "In Defiance" und "Carry you" - dafür sind "Fearless", die Live-Version von "Legion", "Still Waters" und das großartige Solitary aus dem Programm geflogen. Nach über zwei Stunden elektronischer Power verlassen die Fans zufrieden die Konzerthalle - zufrieden, aber nicht euphorisch.

Hannover

Zwei Tage später in Hannover: Bereits bei Rotersand ist die Temperatur im Capitol nahe dem Siedepunkt. Es ist heiß, die fast 2.000 Zuschauer stehen dicht gedrängt unten im Saal, während oben auf der Empore noch einige auf der Suche nach den besten Plätzen sind. Es ist die größte Zuschauermenge, vor denen VNV Nation auf ihrer Deutschland-Tour spielen werden - und bereits vor ihrem Auftritt ist die Spannung in der Halle greifbar. Wird diesmal der Funke überspringen? Die Reaktionen auf Rotersand sind verhalten. Doch dann kommen VNV Nation auf die Bühne - und Ronan Harris hat das Publikum von der ersten Sekunde an in der Hand. "Pro Victoria" verklingt - Sprechchöre setzen ein "VNV, VNV, VNV" brüllen die Zuschauer mit einer Wucht, die fast schon schmerzhaft für das Trommelfell ist. Ronan ist überwältigt, strahlt wieder über das ganze Gesicht und erzählt eine witzige Anekdote nach der nächsten. Dann setzt die Musik ein, die Zuschauer unten im Saal und oben auf der riesigen Empore recken die Arme in die Luft, suchen sich Platz zum Tanzen und feiern jeden Song frenetisch. Im Hauptteil gleicht die Setlist der in der Dortmund. Doch bei den Zugaben warten einige Überraschungen auf die Fans. Nach "Standing" schallen plötzlich die Worte Franklin D. Roosevelts aus den Boxen - Ronan brüllt "I hate war" ins Mikrofon - "Honour 2003" erklingt. Ein absoluter Gänsehaut-Moment. Als dann noch der Live-Knaller "Epicentre" vom Album "Futureperfect" anstelle des ruhigen "Carry You" angespielt wird, geben die Fans noch mal alles. Sie singen jede Zeile mit, bewegen sich im Takt der Musik und brüllen schließlich Ronan den Refrain entgegen. Wie in Krefeld und Dortmund folgen "Beloved" und die Mitsing-Hymne "Perpetual". Und wieder wollen VNV die Bühne nach dem Auftritt kaum verlassen, obwohl schon einige Fans in die kühle und regnerische Hannoveraner Nacht hinausströmen. Entweder um die letzte Bahn zu erwischen oder um auf der Aftershow-Party im nebenan gelegenen Dark Star weiterzufeiern. Ein großartiger Abend, der den Krefelder Auftritt stimmungsmäßig unglaublicher Weise noch mal übertroffen hat.

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Surfempfehlung:
www.vnvnation.com
www.vnvnation.de
www.myspace.com/vnvnation
www.myspace.com/rotersand
www.myspace.com/frozenplasma
Text: -Esther Mai-
Foto: -Esther Mai-


 
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