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Konzert-Bericht
 
Kurt, der Partykönig

Lambchop

Köln, Kulturkirche
07.07.2009

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Lambchop
Eigentlich, so hätte man annehmen können, muss sich Kurt Wagner doch langsam an den allgemeinen Zuspruch der Fans gewöhnt haben. Doch nichts da: "Normalerweise spiele ich mit den Jungs öfter im Keller als sonst wo", erklärte der zurückhaltende Songwriter in einer seiner wenigen direkten Adressen ans Publikum in der Kölner Kulturkirche, "aber es fühlt sich immer noch seltsam an, vor so vielen Leuten zu spielen. Ich weiß auch nicht wieso." - "Ich weiß, was du meinst", führte Spaßvogel Tony Crow aus, "es fühlt sich seltsam an, weil du nachher nicht aufräumen musst." Nun, aufgeräumt wurde an diesem Abend natürlich nicht. Eher schon abgeräumt: Nachdem Lambchop mit ihrem Set schon abgeschlossen hatten, klatschte das begeisterte Publikum so lange, bis die Beleuchtung und die Musik wieder ausgeschaltet wurde und die Band noch mal für eine weitere Zugabe zurückkehren musste. "Ich werde langsam zu alt für solche Sachen", grummelte Kurt, ließ sich dann aber doch zu einer weiteren Nummer hinreißen. Was war passiert?
Nun, bislang waren Lambchop ja am ehesten so etwas wie ein Fels in der Brandung der Verlässlichkeit. Lambchop - das war immer ein Garant für elegante, entspannte Unterhaltung auf höchstem Niveau. Zwar erzählten Meister Kurt und auch sein Gitarrist William Tyler in Gesprächen immer mal wieder davon, dass sie eigentlich auch ganz gut rocken könnten, nur bot sich das bislang ja auch vom musikalischen her nicht unbedingt an. Lambchop standen nie für Druck und Tempo, sondern bestenfalls für Spannung und Dynamik - was ja nichts grundsätzlich Schlechtes ist. Auf dem letzten Studioalbum "OH (Ohio)" deutete sich dann aber doch so etwas wie ein Wandel an. Wagner entdeckte scheinbar den Pop und schrieb auf ein Mal kurze, knappe Hits mit echten Melodien und Riffs - ohne sich deswegen grundsätzlich verbiegen zu müssen. Langer Rede kurzer Sinn: Im Prinzip gab es genau das auch auf der aktuellen Tour. Entschlackt, ohne das DAFO-Streichquartett, dafür aber mit einigen jungen Musikern und mit bis zu vier parallel gespielten Gitarren erlebte das überraschte Publikum eine quasi runderneuerte Lambchop-Variante. Das zeigte sich im Kleinen (Tony Crow spielte seit langer Zeit ein Mal NICHT an einem echten Flügel) wie auch im Großen (eigentlich zum ersten Mal bei einer Lambchop-Tour war die gesamte Bühne ordentlich ausgeleuchtet und zum ersten Mal überhaupt versuchte sich Kurt Wagner als expressiver Crooner mit Joe Cocker-Qualitäten).
Rockmusik war das natürlich deswegen immer noch nicht (auch, wenn es bei der Zugabe seit langem mal wieder "This Corrosion" zu hören gab) - aber eine ungemein lebhafte, kurzweilige und betont schwungvolle Lambchop-Variante. Die ineinander fließenden Gitarrenglissandi (bei denen sich Tyler im Sinne des Ganzen als Solist bemerkenswert zurückhielt) errreichten dabei fast so etwas wie afrikanische Qualitäten und das Piano war weit weniger wichtig, als früher. Was übrigens nicht heißen soll, dass es unwichtig war - nur zusammen mit dem von Ryan Norris gelegentlich gespielten zweiten Keyboard ganz anders in den allgemeinen Flow integriert als früher. Nun, bei vier Gitarren gab es ja auch so genug zu hören. Das neue Material stand dabei dann doch in krassem Widerspruch zu den orchestrierten Epen vergangener Tage. Nicht nur, dass die Tracks auch live alle relativ kurz und knapp dargeboten wurden, auch wurde auf ältere Großtaten epischer Natur fast ganz verzichtet. Und wenn es Bekanntes gab, dann waren das eher Nummern wie "Up WIth People" - das allerdings in dieser Form dann auch mit zu den Highlights der Show geriet. Und das bei Zimmerlautstärke (die Drums wurden z.B. fast ausschließlich mit Besen und Bambus-Sticks bearbeitet). Und wie gesagt: Irgendwann legte Kurt dann die Gitarre zur Seite und steigerte sich langsam, aber unaufhörlich - und wild gestikulierend - in fast extatische Sphären. Und als dann im Zugabenblock schließlich das schon angesprochene "My Corrosion" angestimmt wurde, glaubte man beinahe, einen Schamanen vor sich zu haben. Wie es mit Lambchop weiter geht, steht in den Sternen. Der Konzertveranstalter redete davon, dass diese Tour die "vorerst letzte" sei - was immer das bedeuten mag. Rein musikalisch jedenfalls, gibt es da sicherlich keine Engpässe. Diese Show jedenfalls gehörte zum Kurzweiligsten und Unterhaltsamsten das Wagner & Co. je auf die Beine gestellt hatten.

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Surfempfehlung:
www.lambchop.net
de.wikipedia.org/wiki/Lambchop
www.myspace.com/lambchopisaband
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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