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Konzert-Bericht
 
Don't Call It A Comeback!

Shiny Gnomes
Tom Liwa

Essen, Grend
19.09.2008
Shiny Gnomes
Gleich zwei Acts aus der Kategorie "Alte Helden" fanden sich an diesem Abend im Essener Grend ein, zwei allerdings, deren Wege nicht unterschiedlicher hätten verlaufen können. Die Headliner Shiny Gnomes knüpften nach langer Veröffentlichungspause nun mit ihrem neuen Album dort an, wo sie vor über zehn Jahren aufgehört hatten, Tom Liwa dagegen bewies mit seinem - den Abend eröffnenden - Set, dass er sich inzwischen völlig von seiner illustren Vergangenheit getrennt zu haben scheint.
Dennoch bzw. gerade deshalb war Liwas Auftritt, solo und akustisch, einfach nur großartig. Dass er ein oft genialer Querkopf ist, bewies er gleich zu Beginn des Konzertes. Weil ihm offensichtlich seine englischen Ansagen beim Konzert in Luxemburg wenige Tage zuvor sehr viel Spaß gemacht hatten, erzählte er dem Essener Publikum kurzerhand ausführlich davon und begrüßte so auch die Zuschauer im Grend in angelsächsischer Mundart! Und weil er gerade so gut drin war, ließ er als ersten Song gleich noch Bob Marleys "No Woman, No Cry" folgen. Der Rest des Konzerts funktionierte dann nach dem Motto: "Warum soll ich meine alten Hits spielen, wenn ich auch neue habe?" Bis auf den obskuren, aber ausgezeichneten Sampler-Beitrag "Gelogen" spielte Tom kein einziges altes Lied, dafür aber einen Großteil der Songs seiner brillanten aktuellen Platte "Komm Jupiter". Dort vermischen sich - vielleicht ein bisschen angelehnt an die letzten zwei Alben von Bob Dylan - Folk, Jazz und Blues mit oft abgedreht humorvollen Texten, wie sie hierzulande wohl nur Liwa schreibt, und auch live konnte der Duisburger mit Stücken wie "Britney", "Wintersonne" oder "Klicker der Fuchs" (O-Ton Liwa: "Es ist besser, über Tiere zu schreiben, die können einen nicht verklagen!") begeistern. Zwischendurch warf er gekonnt noch ein, zwei Coverversionen ein, darunter eine ausgezeichnete Version von "Just Like A Woman", bei der er im Geiste Dylans (aber dennoch ganz anders) gekonnt mit der Phrasierung spielte. Ein Superauftritt!
Der anschließende Konzert der einst als "die deutschen Jesus And Mary Chain" bezeichneten Shiny Gnomes geriet, trotz des neuen Albums "Spirit Of The Band" und zweier neuer Mitglieder an Bass und Schlagzeug, leider etwas zu nostalgisch. Das konnte man allein schon daran ablesen, dass es den mit dem Werk der Nürnberger Garagen Punk Psychedelia-Kultband nicht so intim vertrauten Besuchern im Saal praktisch unmöglich war, die neuen von den alten Songs zu unterscheiden. Dagegen hatte man trotz des scheinbar kaum gealterten Frontmanns Limo des Öfteren das Gefühl, vor seinen Augen eine Wiederholung einer alten Rockpalast-Aufzeichnung ablaufen zu sehen. Was durchaus als Kompliment gemeint ist, denn wer hat damals den Rockpalast nicht geliebt? So gab es herrlich altmodische Rocksongs mit bisweilen ausufernden Soloteilen zu hören, gespielt von Musikern, deren Wurzeln hörbar bis in die 80er Jahre zurückreichten (die erste Shiny Gnomes-EP erschien 1985). Als heimliches Highlight entpuppte sich dennoch die wohl poppigste, von Tastenmann Gasi geschriebene Nummer "Backyard Of My Mind", die zwar brandneu ist, aber dennoch klang wie zu besten C86-Zeiten. Am Ende waren jedenfalls Band und Publikum - bis auf einen einzelnen Enttäuschten, der vergebens auf "All Diversion" gehofft hatte - so glücklich, dass "Perfect With You" bei der Zugabe kurzerhand zum Motto des Abends erkoren wurde. Für die letzten beiden Songs wurde dann sogar noch Tom Liwa, der sich zuvor - kein Scherz! - im Stagediving versucht hatte, zurück auf die Bühne gebeten, um den Abend mit einem ausgewalzten psychedelischen Soundgewitter zu beenden. Mit diesem Sound neue Fans für sich zu begeistern, dürfte den Shiny Gnomes zwar einigermaßen schwer fallen, dennoch gelang es ihnen, uns daran zu erinnern, dass sie zu Recht als eine der besten deutschen Bands ihrer Ära gefeiert wurden.
Surfempfehlung:
www.shinygnomes.com
www.tomliwa.de
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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