NACHGEHAKT BEI: The Twang
Bevor The Twang möglicher Weise auch bei uns durch die Decke gehen und zu den vielleicht nächsten Insel-Stars werden, nutzen wir die Chance, um uns mit Saunders, zuständig für die melodischen, für die ohrwürmigen Vocals im "Herz von St. Pauli" zu treffen und mit ihm über Konzerte, Hypes und Zufriedenheit zu plaudern. Eine überaus angenehme Chance übrigens, denn Saunders ist ein Brite, wie man ihn sich vorstellt. Er trinkt und trinkt und raucht und fragt nach dem Soundcheck und trinkt vor diesem lieber noch ein Bier und lacht ohne Pause. Er beendet Sätze gerne und immer mit "yeah man" oder dem unweigerlichen "know what I mean?", er scheint ein kompletter Optimist zu sein und er ist verdammt nett.
GL.de: Ihr kommt schon der Veröffentlichung von "Love It When I Feel Like This" auf Tour. Warum das?
Saunders: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Als die Tour gebucht wurde, hat man vermutlich angenommen, die Platte wäre schon draußen, wenn wir kommen. Dies ist nun nicht so, doch wir wollten die Shows nicht canceln. Denn es kümmert uns nicht, wir verlieren kein Geld, wir spielen an Orten, an denen wir vorher noch nicht waren und haben einfach eine gute Zeit.
GL.de: Wie waren denn die ersten Gigs?
Saunders: Wir waren gestern zum Beispiel in Köln und auch wenn ich nicht genau weiß, wie viele Leute da waren, war das ein toller Gig! Es geht ja auch nicht nur darum, wie viele zu deinen Shows kommen, aber wenn die, die da waren, eine gute Zeit hatten, vielleicht eine CD kaufen und ihren Freunden davon erzählen, dann hat sich das Kommen doch schon gelohnt. Weißt du, wir spielen in England zwar in größeren Clubs, aber die kleinen Auftritte in den verschwitzten Clubs mit der unmittelbaren Nähe zu den Zuschauer sind wirklich super.
GL.de: Wie viele Leute kommen denn in England zu euren Shows?
Saunders: Er werden zum Glück immer mehr, derzeit so zirka 2.000 Leute, manchmal auch etwas mehr. Diese Tour läuft also schon unter "back to the roots" und das ist ein großer Spaß. Es hat schließlich sowohl seine Reize, vor wenigen Leuten zu spielen, von denen nicht mal alle deine Songs kennen, als auch eine große Show zu spielen, bei der jeder jeden Song mitsingt.
GL.de: Aber wenn man dann zum Beispiel auf dem Glastonbury Festival spielt, ist das sicher schon was anderes.
Saunders: Das ist eines der größten Festivals der Welt und war natürlich eines der Highlights unserer Karriere! Als uns erzählt wurde, dass wir dort spielen, dachten wir natürlich, dass wir irgendwann mittags auftreten würden. Doch wir haben als Headliner im John Peel-Zelt gespielt! Gleichzeitig standen auch Iggy And The Stooges und The Killers auf den anderen Bühnen, aber das Zelt war komplett gefüllt und jeder ist ausgetickt, das war der Wahnsinn!
GL.de: Nun habt ihr erst ein Album, spielt ihr auf dieser Tour nur Songs aus diesem oder vielleicht auch das ein oder andere Cover?
Saunders: Wir haben nur mal für eine Radio-Show Covers gespielt, aber sonst machen wir das niemals! Das könnte live vielleicht für Stimmung sorgen, aber unser Ding ist das nicht. Es ist schwer, gute Cover zu spielen. Aber wir haben auch noch andere Songs, die nicht auf dem Album sind, aber die wir manchmal trotzdem live spielen. Weil sie live einfach gut sind.
GL.de: Hälst du euer Album auch immer noch für gut? Für euch ist es ja schon so etwas wie ein alter Hut.
Saunders: Ja, absolut! Ich finde es noch immer fantastisch! Das heißt aber nicht, dass ich es für perfekt halte, denn es wäre ja schlimm, wenn man gleich mit dem ersten Album sein Meisterwerk abliefert. Man braucht schließlich noch Raum, um sich zu entwickeln und immer besser zu werden, sonst könnte man gleich aufhören.
GL.de: Der NME hielt euer Album und euch für so gut, dass er euch schon vor der Veröffentlichung auf seine Titelseite packte. Er scheint euch zu lieben.
Saunders: Nicht mehr. Wir alle kennen doch den NME. Die Bands, die sie im Januar lieben, sind die Bands, die sie im Juni hassen. Doch darüber machen wir uns keinen großen Kopf. Wir freuen uns lieber, dass deswegen ein paar Leute mehr zu unseren Shows gekommen sind. Denn Fakt ist, dass der NME uns wirklich sehr geholfen haben!
GL.de: Was ist denn das Ziel von The Twang?
Saunders: Wir wollen nicht die größte Band der Welt werden, aber wir wollen weiter gute Alben machen, uns als Band entwickeln, wachsen und einfach weitermachen. Und das werden wir tun.
GL.de: Du scheinst gerade sehr glücklich zu sein.
Saunders: Und wie ich das bin! In den letzten drei Wochen war ich mit meinen besten Freunden an Orten, an denen ich vorher noch nie war, ich treffe jeden Tag eine Menge neuer, interessanter Leute und zum ersten Mal in meinem Leben werde ich für einen Job bezahlt, den ich wirklich liebe. Natürlich bin ich glücklich!