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Unter dem Radar

Transmissionary Six

Düsseldorf, Pretty Vacant
11.10.2006

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Transmissionary Six
"Wenn ihr nach dem Konzert Lust habt, mit uns zu reden, dann tut das bitte", meinte Paul Austin während des Konzertes von Transmissionary Six im Düsseldorfer Pretty Vacant (ehemals Café Coffy), "denn wir haben heute nur mit dieser kleinen Frau in unserem GPS-System geredet und die hat immer nur gesagt, wir sollen nach links fahren." Obwohl das aktuelle T6-Album "Radar" heißt, sind also unsere Freunde aus Seattle nach wie vor auf Hilfsmittel wie Navigationssysteme angewiesen - interessant! Nun sind T6 aber auch eh Musiker, die klein und bescheiden agieren. "Dass wir mit unserer Musik niemals unser Auskommen haben werden, ist uns schon irgendwo klar", sagte der ehemalige Kumpel von Robert Fisher bei der Willard Grant Conspiracy mal an anderer Stelle. Und seiner Frau, der Walkabouts-Drummerin Terri Moeller, scheint es immer noch lieber zu sein, sich hinter einem Drumkit verschanzen zu können, als etwa als Sängerin im Zentrum des Geschehens stehen zu müssen - auch, wenn sie im Laufe der Jahre diesbezüglich Einiges an Routine hinzugewonnen hat.
Das mag aber auch damit zusammen hängen, dass sie, wie sie uns einmal verriet, Schwierigkeiten mit dem Rhythmus habe, wenn es nicht ums Trommeln geht. So kann sie bis heute nicht Percussion (wie Tambourine und Schellenkranz) spielen und gleichzeitig dazu singen. Das interessiert aber eigentlich alles nur am Rande, weil es bei T6 nicht um irgendwelche konzeptionellen Überbauten geht, sondern einfach um die Songs. Und die bekommt man geboten, wenn man ein T6-Konzert besucht. Nicht mehr, und nicht weniger. Mit dabei war wieder das assoziierte Mitglied, der Multiinstrumentalist Jon Hyde, der zwar bei den T6-Songs nicht direkt mit schreibt, der aber zumindest einen großen mittelbaren Einfluss darauf hat und der auch ein eigenes Stück namens "Blue Car" vortrug. Der Rest des Programmes beschränkte sich auf das Material der aktuellen CD, einige Stücke von den früheren Tonträgern (aber nicht die psychedelichen Experimente, die in der T6-Anfangsphase angesagt waren) sowie eine Cover-Version von Gary Wrights 70s Hit "Dream Weaver". Das war damals eines der ersten rein mit Keyboards eingespielten Pop-Hits überhaupt. "Wir verwenden hingegen nur Gitarren - das ist unser Gimmick", beschrieb Jon den T6-Ansatz. Das Stück hat die Band für einen Mojo-Sampler eingespielt, der demnächst erscheinen soll (oder auch nicht - man wird es sehen). Dieses Stück steht wieder mal für die Einflüsse, von denen T6 zehren: Obwohl das Haupt-Augenmerk auf ruhigen, akustisch dominierten Songs liegt, betrachten sich T6 - zu recht - keinesfalls als Americana Band sondern bezeichnen eher Julian Cope oder Devo als Inspirationsquellen. Direkt heraushören kann man das aus der T6-Musik nicht - es ist eher eine Geisteshaltung. Aber auch so käme niemand auf die Idee, die T6-Songs für Country oder Folk zu halten. Im Live-Setting sorgt z.B. Jon mit seiner leicht verfremdeten Pedal Steel Gitarre eher für psychdelische Stimmungen als sonst etwas.
Ein Eindruck der natürlich noch verstärkt wird, wenn, wie im Gewölbe vom Pretty Vacant, die ganze Zeit eine Disco-Kugel mitdreht. "Ich muss aufpassen, dass ich die Lichtpunkte nicht anschaue, sonst wird mir schwindlig", reagierte Terri auf dieses Art Deco Detail. Nun kann man sich einfach hinsetzen - beispielsweise so wie im Pretty Vacant - und die mit heiterer Gelassenheit, aber ohne Rhythmusgruppe vorgetragenen Songs, die sich auch noch alle im gleichen athmosphärischen Rahmen bewegen, einfach langweilig finden. Oder aber man macht sich die Mühe, sich auf den Flow einzulassen und dann geradezu hypnotische Qualitäten zu entdecken und besonders das immer schlüssigere Songwriting zu goutieren, bzw. die deutlich erkennbare Entwicklung, die T6 im Laufe ihres Bestehens als Band durchlaufen haben, wertzuschätzen - so, wie es die Zuschauer dann auch taten. Zwar ist T6 trotz allem eher eine Band für Spezialisten - für diese aber kommen sie gerade recht. Denn in Zeiten wie den unseren tut ein wenig Besonnenheit zuweilen auch mal ganz gut.

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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