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Viele Lieblingslieder

Spillsbury

Köln, MTC
19.10.2005

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Spillsbury
Pünktlich zum Release ihre zweiten Albums haben sich Spillsbury aus Hamburg auf Tour begeben, seit Anfang Oktober sind sie durch Deutschland, Österreich und die Schweiz gezogen, um ihren elektro-infizierten, deutschsprachigen Schrammelrockpop live zu präsentieren - und statt Beats aus der Konserve haben sich Zoe Meissner und Tobias Asche diesmal einen Schlagzeuger mit auf die Bühne geholt, der vor allem bei den neuen Stücken zum Einsatz kam - allerdings werden seine Dienste nur live in Anspruch genommen, bei den Aufnahmen bzw. beim Songschreiben wird es weiterhin Meissner / Asche heißen...
Nachdem die Band den Instrumenten-Check bzw. den Aufbau selbständig übernommen hatte, versammelten sie sich erst gar nicht mehr im kleinen Backstage-Raum des MTC, sondern blieben direkt auf Bühne sitzen, entspannten sich noch kurz und dann ging es auch schon los - "Eins Zwei Drei" hieß es als erstes Stück, bei dem - wie auch des Öfteren an diesem Abend - Zoe zur Gitarre griff, und nur noch wenige Samples und Background-Stimmen vom Band kamen. Bei den Nummern des ersten Albums hat sich der Herr Schlagzeuger kurzerhand in die erste Reihe gestellt und sich das Geschehen von dort aus angesehen. Und sowohl bei den Stücken zu zweit als auch bei den zu dritt transportierten Spillsbury die Energie wieder sofort in den gut gefüllten Club, wenn Zoe von der Gitarre befreit war, durchzuckten sie wiederum die Beats und ihre Gliedmaßen starteten ein Eigenleben - kein Wunder, denn die Musik von Spillsbury geht wahrhaftig durch und durch. Es wurde eine gute Mischung aus beiden Alben geboten, Highlights waren sicherlich das immer wieder großartige "Jona", das furiose "Schlagziele" (bei dem der Drummer an die Gitarre wechselte und das Publikum zum ersten Mal so richtig mitging), "Fade Away", "Scheinbar" und auch ihre Cover-Version von "Son Of A Gun" (Vaselines). Die Kommunikation mit dem Publikum verlief ebenfalls recht reibungslos, auch wenn es sich einige muntere Gesellen es sich nicht nehmen ließen, trockene Kommentare loszulassen: "Hallo, wir sind Spillsbury aus Hamburg und freuen uns hier zu sein" - "Na, dann zeigt es auch!". Oder beim letzten Stück des Hauptsets, "Nein", bei der Stelle "Nein, das ist nicht mein Lieblingslied" schallte es von hinten: "Na, dann hör' doch auf es zu singen!". Überhaupt musste man "Nein" ein wenig schmunzeln - normalerweise rappt Denyo auf der CD-Version ein paar Zeilen, dieser Part wurde ausgerechnet mit einem Schlagzeug-Solo überbrückt - wobei es doch in der vorangehenden Textzeile heißt: "Hoffentlich kommt jetzt nicht noch ein Solo!". Im Zugabenblock gab es u.a. noch "Kurz vor vier" zu hören, und nach dem Gig war man mehr als überzeugt, dass Spillsbury nichts an Energie und Wut im Bauch verloren haben - wie es so manche Kritik am neuen Album verlauten ließ.


Spillsbury
Vor der Show nutzte Gaesteliste.de noch die Gelegenheit, sich kurz nach dem allgemeinen Befinden von Zoe Meissner und Tobias Asche zu erkundigen...

GL.de: Die zweite Platte ist jetzt seit ca. drei Wochen draußen - wie groß ist denn der Unterschied zu der Zeit, als das Debüt knapp drei Wochen draußen war?!?

Tobias: Das ist schon ein großer Unterschied, denn bei der ersten ist man natürlich viel aufgeregter, die Erwartung ist größer, was überhaupt damit passiert und was es bedeutet - das weiß ja im Grunde keiner vorher. Ob das Ding jetzt abgeht und ein Riesen-Erfolg wird, und man plötzlich viel mehr Zeit investieren muss, um irgendwo aufzutreten oder noch mehr Interviews zu geben, und überhaupt wie die Leute darüber schreiben bzw. ob überhaupt darüber geschrieben wird, in welcher Form das Ganze ankommt oder gesehen wird. Bei der ersten Platte war schon viel los, am Anfang googlet man ja auch dann nach jedem Bericht, der irgendwo erschienen ist, aber das hört dann natürlich auch irgendwann auf. Bei der zweiten Platte sind wir da viel lockerer herangegangen, wir haben uns zwar nicht direkt von den Sachen, die man da in der Vergangenheit gelesen hat, beeinflussen lassen, aber man macht sich ja doch so seine Gedanken, wenn man dies und jenes liest - das ist beim zweiten Album aber schon viel weniger geworden, auch wahrscheinlich deswegen, weil wir ja seit der Veröffentlichung auf Tour sind und dadurch viel weniger mitkriegt. Es ist insgesamt alles lockerer geworden, da man kann eh nicht alles lesen kann, was über einen geschrieben wird, und man es außerdem auch nicht alles so ernst nehmen sollte, denn letztendlich ist es ja doch die persönliche Meinung von Leuten, die darüber schreiben, und da gibt es natürlich Unterschiede. Von dem was ich bisher mitbekommen habe, bemängeln wohl einige Leute, dass wir nicht so weitergemacht haben wie beim ersten Album. Aber wahrscheinlich wäre es anders herum genauso gewesen, wenn wir die zweite genau wie die erste gemacht hätten, dann hätten die Leute geschrieben, dass wir uns ja gar nicht weiterentwickeln würden. Am besten ist immer, wenn die Leute schreiben, das ist ja gar nicht Spillsbury...

GL.de: Auf "2" wurde anscheinend mehr Fokus auf den Gesang gelegt...

Zoe: Ich wollte schon meinen Gesang irgendwie ausbauen, denn auf dem ersten Album war das ja alles schon sehr gleich - diese Veränderung lag mir schon am Herzen.

Tobias: Das haben wir aber auch erst im Studio bemerkt, und da haben wir dann auch noch richtig viel Zeit investiert - der Großteil der Studio-Arbeit war diesmal, die Gesangsspuren auszuarbeiten und zu überlegen, was man in der Richtung alles machen kann.

GL.de: Ist das auch eine Frage des Selbstbewusstseins bzw. der Erfahrung, dass man sich mehr zutraut?

Tobias: Vor allen Dingen ist es die Sache, dass man weiß, dass man eh alles machen kann was man will. Uns kann ja keiner vorschreiben, was für Musik wir zu machen haben, und das ist sicherlich eine der großen Erfahrungen, dass wir halt machen können was wir wollen...

Zoe: ...und die Möglichkeit zu haben, uns zu entwickeln und tatsächlich fast ein halbes Jahr im Studio zu sein. Immer das Gleiche zu machen, ist nicht unser Ding - wir haben schon den Anspruch, uns weiterzuentwickeln.

GL.de: Hat es denn Stolpersteine im Studio gegeben?

Zoe: Eigentlich nicht - nur z.B. bei dem Song "Zwei von vielen", da war die Instrumentierung anfangs ganz anders geplant, zwar vom Tempo her gleich wie die Endversion, aber von der Dynamik her viel aggressiver, eher so wie die erste Platte. Als wir den Gesang aufgenommen hatten, den ich mir dazu überlegt hatte, passte es einfach nicht mehr so richtig - der weiche Gesang und die harte Instrumentierung, das ging einfach nicht und da mussten wir eben die Instrumentierung nochmal überarbeiten. Aber sonst hat eigentlich alles reibungslos funktioniert...

GL.de: Bei Spillsbury ist die Arbeitsweise bei neuen Songs meistens so, dass Tobias die Texte schreibt, dabei schon im Hinterkopf hat, wie Zoe sie interpretieren würde, die Musik wird von beiden gemeinsam geschrieben. Hat es denn jemals eine Situation gegeben, in der Zoe einen bestimmten Text einfach nicht singen wollte?

Zoe: Nein, so krass nicht - es gibt zwar manchmal so Kleinigkeiten, wo es halt einfach vom Versmaß nicht richtig funktioniert, da ändern wir dann eben die entsprechenden Stellen. Aber ansonsten passen wir da sehr gut zusammen.

GL.de: Auf dem neuen Album scheint vor allem die Zeit nach dem ersten textlich verarbeitet zu werden...

Tobias: Ja, das stimmt. Viele Themen der neuen Songs handeln davon, was man so nach dem Album zu hören bekommen hat und was man gemacht hat. Von daher gehen die Texte schon eindeutig in diese Richtung... und sie sind vielleicht dadurch ein wenig "erwachsener" geworden...

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Surfempfehlung:
www.spillsbury.de
Text: -David Bluhm-
Fotos: -David Bluhm-


 
 

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