Dabei sind Erinnerungsleistungen diesmal eigentlich ganz besonders gefragt, denn bei Dauerregen verwandelt sich nicht nur der graue Sandboden des W:O:A-Geländes in eine Art Fangopackung, sondern auch Notizzettel in Pappmaché... Sei's drum, für das Gefiepe und Gegrunze der norwegischen Gothic-Metaller von Tristania war uns vor Ort auch kein freundlicherer Kommentar eingefallen. Obwohl es Chronistenpflicht ist, anzugeben, dass Sängerin Vibeke und ihre Normannen mehr als freundlich beklatscht wurden, vor allem als sie angesichts des Wetters alte schottische Lebensweisheiten ans Publikum brachte: "Get Drunk... I am!" Genauso übrigens, wie der Hubschrauberpilot, der mit Sturzflügen aufs Gelände mehrfach den Kamikaze mimte und den Beweis antrat, dass seine Turbine lauter als sogar die gigantischen Marshall-Stacks auf der True Metal-Stage war.
Auf der nun Candlemass für Höhepunkt des ersten Wackentages sorgten: It's High Doom! Tief und unheilverkündend zieht ein Friedhofsglocken-Intro die feuchten Massen vor die Bühne, wo Oberkerze Messiah Marcolin durch ein Kruzifix-verschöntes Bühnenbild stapft und nach einer Warmlaufphase wie ein Flummi in Mönchskutte hüpft. Songs wie das flottere "Born In A Tank" (vom 2005er Output "Candlemass" - "the first new album in 17 years", wie Messiah noch missionierte) gehen aber auch gut ins Gebein, selbst wenn man sich dabei nur noch tiefer in die Matschmassen einzuwühlen droht...
Pünktlich um 20:45 Uhr betreten Oomph! komplett in weißen Stramplern gewandet die Bretter, die hier die Welt bedeuten. Ihr IndustrialMetal mit deutschen Texten lässt heute aber kaum noch erahnen, dass sich die Rammsteinchen (vgl. "Du hast" vs. Oomphs "Hast du geglaubt") mal mehr als nur etwas bei Sound und "neue Deutsche Härte"-Ansatz der Niedersachsen bedient hatten. Doch ab der ersten Nummer ("Wenn du weinst" vom aktuellen "Wahrheit und Pflicht"-Opus) kommt doch einigermaßen Stimmung auf, der sich für einige gar bis zu Strohballenpogen steigerte.