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12.09.2019
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Psst! Geheimnis!

Steve Gunn
Valley Maker

Oberhausen, Druckluft
12.09.2019

Steve Gunn
Der amerikanische Rolling Stone bezeichnete Steve Gunn vor Kurzem als "Rock's Best-Kept Secret". Beim seinem Abstecher nach Oberhausen muss man das sogar wörtlich nehmen. Obwohl der Amerikaner für sein ausgezeichnetes aktuelles Album "The Unseen In Between" weltweit längst nicht nur von Psych-Folk-Aficionados in den höchsten Tönen gelobt wurde, will der Saal des Druckluft am letzten Abend der stolz von Gaesteliste.de präsentierten Deutschland-Tournee des aus Brooklyn stammenden "Barden der Loner und Loser" nicht wirklich voll werden. Davon lassen sich Gunn und seine drei Mitstreiter zum Glück aber nicht entmutigen. Im Gegenteil: Betont unaufgeregt und vielleicht sogar ein wenig lässiger als sonst haben sie an diesem Abend sichtbar Spaß daran, für sich genauso wie für das Publikum zu spielen.

Ganz fein ist auch das Supportset von Austin Crane alias Valley Maker. Letztes Jahr hatte der sympathische Amerikaner, der gerade auf dem Sprung von Seattle zurück in seine alte Heimat South Carolina ist, die detailverliebten Arrangements der Lieder seiner aktuellen LP "Rhododendron" bereits erfolgreich für eine Trio-Besetzung eingedampft, bei seinem Soloauftritt in Oberhausen gelingt es ihm nun sogar, die warmtönende Indie-Folk-Melancholie ganz allein mit einer Akustikgitarre und einer oft unerwartet wuchtigen Performance bemerkenswert adäquat abzubilden und obendrein verheißungsvolle Ausblicke auf seine nächste Platte zu gewähren.

Vom Haustechniker bisweilen eingenebelt wie die Sisters Of Mercy 1985, fügt Gunn anschließend gemeinsam mit Gitarrist Will Kidman, Drummer Erik Heestermans und Bassist Tommy Denys britisch geprägten Folk-Rock und US-Westcoast-Psychedelia mit Versatzstücken aus den Glanztagen von Indiepop und Indierock zusammen und fasziniert als emotionaler Troubadour der alten Schule genauso wie als begnadeter Instrumentalist. Direkt zu Beginn schwillt "Old Strange" auf 13 Minuten an und rückt, beim ausufernd komplexen Fingerpicking-Intro, erst Gunns Ausnahmetalent an der Gitarre und dann sein beachtliches Können als intelligent-eleganter Singer/Songwriter in den Fokus, bevor "Vagabond" sein Faible für zeitlos schönen Pop im Geist von The Smiths offenbart, Johnny-Marr-Mundharmonika inklusive! Mit dem Cover von "Among The Trees" zieht Gunn dann auch noch den Hut vor seinem Idol Michael Chapman, dessen letzte zwei Alben er - nicht ganz zufällig - auch produzierte.

Ohne die Eleganz der hinreißenden Studioversionen einzubüßen, klingen viele der sanft schimmernden, oft geradezu hypnotischen Leisetreter-Nummern live etwas rauer und druckvoller. Einige wenige Male, beim aufbrausenden Freeform-Mittelteil von "Paranoid" oder beim krachenden Jam-Ende von "Lightning Field", haben Gunns Musiker dann aber doch kurz die Gelegenheit, sich mal richtig auszutoben. Eine Einladung, die vor allem Gitarrist Kidman - der sich sonst bei The Weather Station und Julia Jacklin auch eher zurückhalten muss - dankend annimmt und das Metallgestänge über der Bühne spontan als Bottleneck-Ersatz zweckentfremdet… Die erste Zugabe bestreitet Gunn dagegen solo und unplugged und setzt mit dem atemberaubenden "Mr. Franklin" als Gitarrenvirtuose in der Tradition von John Fahey ein letztes, ganz großes Ausrufezeichen.

Surfempfehlung:
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Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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