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25.04.2019
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"Wir rocken heute ja ganz schön!"

Downpilot

Schorndorf, Manufaktur
25.04.2019

Dafür, dass Downpilot in den 15 Jahren seit ihrem Debütalbum nie so recht über den Status der Kritikerlieblinge hinausgekommen sind, läuft es derzeit gar nicht schlecht für die in Seattle heimische Band, die seit jeher am Rande des Americana-Universums 50 Jahren Rockgeschichte erfreulich klischeefrei ihren eigenen Stempel aufdrückt. Schon auf der letzten Tournee im vergangenen Herbst gab es rekordverdächtige Shows - beim Abstecher nach Köln war dem Vernehmen nach am Ende mehr Gage im Hut als je zuvor bei einem Konzert im Weltempfänger - und zudem so viele Auftrittsangebote, dass nun, nur sechs Monate später, noch eine zweite, wieder von Gaesteliste.de präsentierte Gastspielreise durch Deutschland und das angrenzende Ausland hermusste. Auch die Auftrittsorte besitzen inzwischen mehr Renomee: Dass Downpilot auf der gleichen Bühne stehen wie 50 Jahre zuvor Black Sabbath, passiert nun wirklich nicht allzu oft, aber offensichtlich ist genau das eine echte Inspiration für das Duo.

"Wir rocken heute ja ganz schön!", ruft Downpilot-Mastermind Paul Hiraga dem Publikum in Schorndorf kurz vor dem Ende des knapp 90-minütigen Auftritts zu, doch das liegt nicht an Ozzy und Co. (allein). Dass Hiraga und sein kongenialer Sidekick Lars Plogschtieß am Schlagzeug nach einem komplett unverstärkten Hauskonzert in Nürnberg am Vortag an diesem Abend auf der Bühne eines echten Rockclubs mit einer fetten PA und viel Platz zum Austoben stehen, mag eine Rolle spielen, wichtiger ist allerdings sicherlich, dass die Lieder des aktuellen Albums "This Is The Sound", die natürlich auch in Schorndorf im Mittelpunkt stehen, schon auf Platte mit einer bisher so von Downpilot nicht gekannten Unmittelbarkeit glänzen, die sich nun auch perfekt auf die Liveversionen überträgt.

So bleibt zwischen der klassischen Singer/Songwriter-Beschaulichkeit von "Finestère" und "Edge Of The Flood" - weil Hiraga um die Kreisläufe des Lebens weiß, ist es für ihn nicht ungewöhnlich, mit dem Schlussstück seiner neuen LP zu beginnen und mit dem Eröffnungslied seines 2011er-Albums "New Great Lakes" zu schließen - viel Raum, bei Songs wie "Historian" oder "In The Morning" die eigens für den Auftritt in Schorndorf von einem Freund angeschleppte feuerrote Stratocaster-Stromgitarre auszutesten und trotz Referenzen auf Neil Young, Bob Mould, Guided By Voices oder The Who zwischen Eingängigkeit und Wucht die so wichtige eigene Note nie zu vergessen.

Mit facettenreichen Liedern und ordentlich Spaß am Jamming gelingt es Hiraga und Plogschtieß dabei genauso spontan wie mühelos, das Maximum aus der Duo-Besetzung mit Gitarre und Schlagzeug herauszukitzeln, auch wenn das zeitweilig vom Drummer parallel bediente Keyboard praktisch unhörbar bleibt. Als heimliches Highlight entpuppt sich derweil "We Just Come And Go", bei dem Hiraga gleich mehrere Gitarrenspuren loopt, um meisterlich die Bass- und Violinenbegleitung der Studioversion zu imitieren, bis er bei seinem Solo am Ende wie von Geisterhand von einer kompletten Band begleitet wird. Doch nicht nur rein musikalisch ist diese Downpilot-Show anders: Auf der großen Bühne sind sogar ein paar echte Rock'n'Roll-Stagemoves drin, ohne wie bei den sonstigen Auftritten in beengten Cafés und Kneipen Gefahr zu laufen, gleich das Equipment umzuwerfen...

Da ist es kein Wunder, dass das aufmerksame Publikum Downpilot am Ende trotz Donnerstag und spätem Beginn eine zweite Zugabe abverlangen will.

Surfempfehlung:
www.downpilot.com
www.facebook.com/DOWNPILOT-136711541399/

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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