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21.07.2018
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Jeder Song ein Lieblingslied

Martha

Münster, Gleis 22
21.07.2018

Martha
Martha wissen, was gut ist. Deshalb verschwendet das Quartett aus der englischen Provinz keinen Gedanken daran, das Rad neu zu erfinden oder auf Teufel komm raus originell zu sein, sondern konzentriert sich allein darauf, mit Herz und Köpfchen aus jedem seiner krachig-melodiösen Songs zwischen grüblerischem Indie-Pop und prima DIY-Pop-Punk das beste Lied aller Zeiten zu machen. Wen kümmerts, dass die Einflüsse durchscheinen, wenn am Ende jedes Stück ein Lieblingslied ist? In Münster mögen sie Martha sogar so sehr, dass das Gleis 22 für das Gastspiel der "Sympathischen Vier" extra Pause von der Sommerpause macht.

"Well I've never been any good at poetry and I stumble over words from time to time", behaupten Martha gleich zu Beginn in "Chekhov's Hangnail", aber das ist glatt geflunkert. Denn auch wenn sie bei vielen ihrer Lieder kaum mehr als zwei Minuten brauchen, um ohne Umwege auf den Punkt zu kommen und die Lieder live gefühlt alle noch mehr Rasanz besitzen als auf Platte: Tief drinnen sind Bassistin Naomi, die beiden Gitarristen JC und Daniel und Schlagzeuger Nathan Geschichtenerzähler mit Anspruch, die smart und leidenschaftlich ihr Publikum einfangen, wenn sie die Poesie im Alltäglichen finden und in die Binsen gegangene Romanzen, mentale Probleme und Geldnöte mit einer Selbstverständlichkeit zu Songtexten machen, dass man gar nicht anders kann, als hin und weg zu sein.

Bei Martha singen alle vier Mitglieder und sie teilen sich auch das Songwriting, was ihre Lieder erfreulich abwechslungsreich macht, ohne dass sie sich je zu weit über Genregrenzen hinausbewegen müssen. So docken sie mit dem "Supermarket Song" bei ihren Idolen The Housemartins an, hauen uns bei "Move To Durham And Never Leave" mit punkiger Wucht eine Hymne auf ihre Heimatstadt um die Ohren, ziehen beim clever mit Replacements-Zitaten gespickten "St. Paul's" den Hut vor Paul Westerberg oder kokettieren bei "Present, Tense" mit einem "Louie, Louie"-Riff und Tullycraft'schem Pop-Charme. Und als würden annähernd 20 Ohrwürmer in gerade einmal 55 Minuten noch nicht reichen, punkten Martha auch noch mit niedlichen deutschsprachigen Ansagen à la "Es ist sehr heiß, aber wir müssen tanzen, denn es ist Samstag!"

Mit anderen Worten: Mit sichtbarem Spaß am eigenen Tun liefern sie dem Publikum jede Menge Gründe, vor der Bühne zu hüpfen, lauthals die Texte mitzusingen oder einfach nur von einem Ohr zum anderen zu grinsen. "Martha sind das Beste, was einem in diesem Jahr passieren kann!", lautete vor dem Konzert die Ankündigung des Gleis 22, und was sollen wir sagen? Es stimmt!

Surfempfehlung:
www.facebook.com/marthadiy
marthadiy.bandcamp.com

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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