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05.03.2018
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Der Künstler ist anwesend!

Jarrod Dickenson

Rees-Haldern, Haldern Pop Bar
05.03.2018

Jarrod Dickenson
Auf seinem aktuellen Album "Ready The Horses" fährt Jarrod Dickenson richtig auf: Mit einem emotionsgeladenen Vintage-Sound und sattem Bläsereinsatz taucht der Amerikaner tief ab in die Welt des Southern Soul und klingt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Dabei ist der gebürtige Texaner eigentlich eher ein altmodischer Troubadour, einer, der sich zwischen Folk, Country und Blues zu Hause fühlt und zwischen klassischen Americana-Werten Raum für sein feines Storytelling findet. Das unterstreicht auch sein 65-minütiges Gastspiel in Haldern, bei dem er auch ohne Band und Beiwerk überzeugen kann.

Die erste gute Nachricht an diesem Montagabend allerdings lautet: Der Künstler ist anwesend! Eigentlich war Dickensons Auftritt nämlich schon für den Vortag geplant gewesen, doch die extremen Wetterverhältnisse in Großbritannien am Wochenende hatten eine Abreise aus England unmöglich gemacht. Das Nachholkonzert freut aber nicht nur das andächtig lauschende Publikum. Dickensons Begeisterung darüber, dass die gemütliche Haldern Pop Bar trotz der kurzfristigen Verschiebung gut gefüllt ist, ist genauso echt wie das Storytelling in seinen Liedern.

Als einzige Begleiterin hat Dickenson seine Frau Claire Ward mitgebracht, und obwohl sie aus Nordirland stammt, gelingt es ihr auf der Bühne spielend, das Southern Girl zu geben, die June Carter zu seinem Johnny Cash, die Emmylou Harris zu seinem Gram Parsons. Ganz besonders kommt die tolle Chemie der beiden bei "Your Heart Belongs To Me" zur Geltung, wenn sie mit herzergreifendem Wechselgesang die Geschichte ihrer Liebe zu erzählen scheinen.

Überhaupt sind Dickensons Songs zumeist direkt aus dem Leben gegriffen, sie sind glaubwürdig, ehrlich und wahr. Mit seinem Gentleman-Charme, seinem klassischen Äußeren mit Hut, Lederjacke, Boots und Bart und seiner raumgreifenden Stimme ist er zwar bisweilen nah dran am Klischee, aber der geerdete Realismus, der aus seinen Liedern zwischen Sehnsucht und Hoffnung spricht, scheint zu sagen: Ich weiß, wovon ich singe. Dass es durchaus auch Ausnahmen gibt, beweist dagegen der störrische Blues "Gold Rush", der ursprünglich als Nummer über den Goldrausch in Kalifornien geplant war und letztlich doch eher von der Korruption an der Wall Street handelt, wie Dickenson lachend verrät. Ansonsten hält er die Ansagen eher knapp. Die Geschichten gibt es in den Songs, nicht dazwischen.

Zu den Liedern aus "Ready The Horses" gesellen sich mit Stücken wie "Come What May" einige Rückgriffe auf seinen Erstling "The Lonesome Traveler" wie und, ganz am Ende, eine brandneue Nummer. Dazwischen lässt sich Dickenson aber auch noch in die Karten schauen, indem er einige Songs seiner größten (und zugegebenermaßen ziemlich offensichtlichen) Vorbilder Tom Waits und Guy Clark singt und es vor allem bei Tom Pettys "Built To Last" schafft, aus einem oft vergessenen Albumtrack einen der ergreifendsten Momente eines an schönen Momenten wahrlich nicht armen Konzertes zu machen.

Surfempfehlung:
www.jarroddickenson.com
facebook.com/jarroddickensonmusic

Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
 

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